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Calhorner Mühlenbach: Was ist der Boden dort wert?

Boden ist nicht gleich Boden, weshalb vor einem Flächentausch die Wertermittlung steht. Der Tausch ist Teil der Flurbereinigung, von der die Natur und auch die Flächeneigentümer profitieren sollen.

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Legen los: Die Wertermittler Beate Oltmann, Ronald Kaps (4. von links) und Alfons Lübbers (3. von rechts) stellten das Vorhaben im Beisein von Flächeninhabern vor. Foto: G. Meyer

Legen los: Die Wertermittler Beate Oltmann, Ronald Kaps (4. von links) und Alfons Lübbers (3. von rechts) stellten das Vorhaben im Beisein von Flächeninhabern vor. Foto: G. Meyer

Das 2019 eingeleitete Flurbereinigungsverfahren "Calhorner Mühlenbach" geht in die nächste Runde. Nachdem der Wegebau weitgehend abgeschlossen ist, beginnt nun die sogenannte Bodenordnungsphase. Doch bevor Flächen zusammengelegt, getauscht und neu verteilt werden können, muss zunächst einmal ihr Wert ermittelt werden. 

Dafür ist unter anderem Alfons Lübbers zuständig. Der Altenoyther Landwirt engagiert sich seit Jahrzehnten als Sachverständiger bei Flurbereinigungen. In den kommenden Wochen wird er das fast 2800 Hektar große Gebiet – es erstreckt sich von Osteressen bis an die Vechtaer Kreisgrenze – zusammen mit einem Team des Amtes für regionale Landesentwicklung  (ArL) begutachten und auch einzelne Flächen begehen. Die Eigentümer bittet er um Verständnis. 

Die Vorort-Recherche bleibe trotz verbesserter Luftaufnahmen notwendig, betont Ronald Kaps. Der ArL-Mitarbeiter und seine Kollegin Beate Oltmann erläuterten am Dienstag in Addrup, wie die Wertermittlung abläuft. Ihr kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil der Flächentausch nicht nach Größe, sondern nach dem Wert der Grundstücke vorgenommen wird. Grundlage dafür ist die aktualisierte Bodenschätzung des Finanzamtes. "Wir berücksichtigen dabei alle uns bekannten örtliche Besonderheiten wie Schattenstreifen oder Senken", erklärt Kaps. 

Fast 400 Anlieger sind beteiligt

An der Flurbereinigung nehmen rund 390 Grundstücksbesitzer teil. Damit handelt es sich um eines der größeren Verfahren, das die Behörde derzeit bearbeitet, bestätigt Beate Oltmann. Ziel ist die Neuordnung der Ländereien rund um den Calhorner Mühlenbach. Am Ende sollen größere und damit effektiver nutzbare Flächen entstehen, vorhandene Straßen für den landwirtschaftlichen Verkehr ausgebaut sein und nicht mehr benötigte Wege aufgehoben werden. Um europäische Fördermittel zu erhalten, legten die Planer ihr Augenmerk vor allem auf ökologische Verbesserungen wie das Anlegen von Altarmen und Auen. Den Bauern wurde aber zugesichert, dass die bisherigen Landschaftsschutzgebiete nach Abschluss der Flurbereinigung nicht in Naturschutzgebiete mit strikteren Auflagen umgewandelt werden. 16 Hektar benötigen die Planer direkt für Renaturierung am Calhorner Mühlenbach. Vorteil für die Landwirtschaft: Die rund um das Gewässer entstehenden Naturräume dienen auch als Kompensationsflächen für Siedlungsmaßnahmen und Straßenbauprojekte. Die Gemeinde Essen erhofft sich außerdem eine verbesserte Ausgangslage für den Bau einer Ortsumgehung in Bevern.

Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen und dann öffentlich ausgelegt werden. Die Wertermittlung stelle die Grundlage für alle später folgenden Grundstückstausche im Verfahren dar und sei deshalb für die Eigentümer sehr wichtig, heißt es in einer Mitteilung des ArL. Einwände und Fragen nehmen die Mitarbeiter der Behörde entgegen. Fehler bei der Bestandsaufnahme könnten durchaus passieren, räumt Ronald Kaps ein und bittet  um entsprechende Hinweise. Soweit bekannt, arbeiten die Sachverständigen auch bestehende Leitungsnetze ein. Neue Trassenpläne, Bauerwartungsflächen oder mögliche Windparkpotenziale, die den Wert der Grundstücke senken oder erhöhen könnten, werden aber nicht berücksichtigt.

Die  Flurbereinigung soll zwar 2030 abgeschlossen sein, dauert möglicherweise aber auch länger. "Vieles ergibt sich später", weiß Kaps. Unter Zeitdruck gesetzt sollen sich die Betroffenen nicht fühlen. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die allermeisten am Ende mit den Ergebnissen zufrieden seien. Kaps, Oltmann und Lübbers hoffen, dass dies am Calhorner Mühlenbach nicht anders sein wird.

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