Automatensprengungen: Justiz richtet Zentralstelle zur Bekämpfung ein
Sprenger von Geldautomaten werden in Niedersachsen stärker ins Visier genommen. Organisiert werde das Ganze in Osnabrück.
Max Meyer | 02.11.2022
Sprenger von Geldautomaten werden in Niedersachsen stärker ins Visier genommen. Organisiert werde das Ganze in Osnabrück.
Max Meyer | 02.11.2022
Der Eingangsbereich einer Bank ist nach einer Sprengung zerstört. In Edewecht (Landkreis Ammerland) haben unbekannte Täter in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Geldautomaten gesprengt. Foto: dpa/Andre van Elten
Niedersachsens Justiz nimmt Sprenger von Geldautomaten stärker ins Visier. Wie aus einer Mitteilung hervorgeht, wird dazu bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück eine neue Zentralstelle eingerichtet („Zentralstelle zur Bekämpfung von Geldausgabeautomatensprengungen“). Die neue Ermittler-Einheit in Osnabrück sei ab Dezember dieses Jahres zuständig für alle Fälle von Geldautomaten-Sprengungen in ganz Niedersachsen. Damit reagiere die Justiz auf die immer häufiger vorkommenden und immer gefährlicher werdenden Sprengungen. Justizministerin Barbara Havliza (CDU) wird wie folgt zitiert: „Die Sprengungen von Geldautomaten gehören zu den gemeingefährlichsten Taten unserer Zeit. Es grenzt an ein Wunder, dass die immer wuchtigeren Explosionen noch zu keinem Unglück geführt haben. Um die Täter zu fassen, müssen unsere Strafverfolger jetzt ihre Kräfte bündeln. Wir brauchen kompetente, gut vernetzte und hoch motivierte Ermittlungseinheiten, die ohne Weiteres in der Lage sind, große Verfahren aus dem Bereich der Bandenkriminalität zu bearbeiten. In Niedersachsen werden wir häufig von Tätern heimgesucht, die aus den Niederlanden einreisen. Die Aufgaben deshalb bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück zu bündeln, liegt auf der Hand. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat zudem in jüngerer Vergangenheit in der Strafverfolgung von Automatensprengern bereits gute Erfolge erzielt.“ Aus Sicht der Justiz sei es wichtig, die Erkenntnisse aus möglichst vielen Sprengungen an einer Stelle zu bündeln. Dies betreffe vor allem Informationen, die nicht unmittelbar die Sprengungen und Sprenger betreffen, sondern die dahinterliegenden Strukturen. Beispiel: die organisierte Mietwagen-Szene, die hoch motorisierte Fahrzeuge über Strohfirmen und Strohmänner in Deutschland und den Niederlanden an Mitglieder aus der Sprengerszene vermietet. Dass bestimmte Autovermietungen beziehungsweise Personen bei den Vermietungen wiederholt in Erscheinung treten, falle oftmals nur ins Auge, wenn die Verfahren zentralisiert bearbeitet würden. Gleiches gelte für die Vertriebswege des verwendeten Sprengstoffs. Seit Januar 2019 gebe es bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung organisierter und bandenmäßig begangener Wohnungseinbruchskriminalität. Seitdem kümmere man sich hier bereits um die „Automaten-Fälle“ aus dem Landgerichtsbezirken Aurich, Oldenburg und Osnabrück (Bezirk der Generalstaatsanwaltschaft Oldenburg). Drei große Ermittlungskomplexe seien in Osnabrück in den vergangenen 2 Jahren erfolgreich durchgeführt worden. Alle drei Komplexe zeichneten sich durch eine gute Zusammenarbeit mit den Niederlanden, mit Eurojust, Europol und dem Bundeskriminalamt aus. Die Kontakte seien also bereits vorhanden. Außerdem: Es sei bekannt, dass die Täter in den allermeisten Fällen aus den Niederlanden einreisten. Die gesamte niedersächsische Grenze zu den Niederlanden verlaufe im Bezirk der Staatsanwaltschaft Osnabrück. Aus diesem Grund bestünden traditionell gute Kontakte zu den niederländischen Strafverfolgungsbehörden und Rechtshilfezentren. Seit dem Jahr 2015 ist die Anzahl der Sprengungen in Niedersachsen laut Mitteilung gestiegen: Im Jahr 2022 seien in Niedersachsen bereits 53 Sprengungen registriert worden (Stand 1. November). Es sei wahrscheinlich, dass im Jahr 2022 ein neuer Spitzenwert erreicht wird. Die Täter verwendeten größtenteils nicht mehr ein Gasgemisch, sondern einen Festsprengstoff. Dadurch würden die Taten zu einer unkalkulierbaren Gefahr. Die Explosionswucht sei größer als bei Gassprengungen und oftmals sei die Statik von betroffenen Gebäuden gefährdet oder aber diese stürzten ein – wie beispielsweise bei einer Sprengung am 7. Juli in Edewecht (Landkreis Ammerland). Befänden sich Wohnungen in den betroffenen Gebäuden, bestehe für die Bewohner eine reale Gefahr für Leib und Leben. Aber auch Passanten seien gefährdet. Außerdem bestehe eine erhebliche Gefährdung des Straßenverkehrs durch die anschließende Flucht, bei der in den hoch motorisierten Fluchtfahrzeugen – in der Regel ohne Beleuchtung – Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern erreicht würden.Warum ist eine Zentralisierung sinnvoll?
Warum Osnabrück?
Wie groß ist das Problem in Zahlen?
Was ist so gefährlich an den Sprengungen?
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