Aus dem Innenleben eines HSV-Fans
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Als HSV-Fan hatte man in den vergangenen Jahren nur wenig zu lachen. Auch in diesem Jahr bahnt sich ein weiteres Drama an.
Steffen Oevermann | 15.05.2023
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Als HSV-Fan hatte man in den vergangenen Jahren nur wenig zu lachen. Auch in diesem Jahr bahnt sich ein weiteres Drama an.
Steffen Oevermann | 15.05.2023
Der Wahnsinn nimmt einfach kein Ende. Wochenenden im April und Mai entwickeln sich wieder zur Tortur. Der Grund: Ich bin HSV-Fan. Viele Sachen nimmt man aus seinem Elternhaus mit, (leider) auch das HSV-Fandasein. Aber wieso eigentlich leider? Weltweit gibt es keinen Zweitligisten mit einem solch hohen Zuschauerschnitt, selbst die wohl beste Mannschaft der Welt Manchester City lockt weniger Besucher in das eigene Stadion. Klingt angesichts der sportlichen Talfahrt der letzten Jahre merkwürdig, ist aber tatsächlich so. Und das trotz vieler Spiele zum Abgewöhnen und unverschämter Ticketpreise, die die Bayern selbst bei Spielen in der Champions League kaum aufrufen. Und trotzdem kommen sie immer wieder – und das in Scharen. Auswärtsspiele in Düsseldorf, Hannover oder letztes Jahr in der Relegation in Berlin werden vor bis zu 25 bis 30.000 (!) eigenen Anhängern ausgetragen. Das Volksparkstadion meldet zumeist ausverkauft. Selbst die Verantwortlichen haben vor der Saison nicht mit dieser Unterstützung gerechnet und einen weitaus geringeren Zuschauerschnitt prognostiziert. Frei nach dem Motto: Irgendwann hat man doch wohl genug. Aber weit gefehlt. Die Leidensbereitschaft des HSV-Anhangs ist zurzeit wohl zusammen mit dem des FC Schalke 04 deutschlandweit und darüber hinaus einzigartig. Dabei sind die alljährlichen Qualen kaum auszuhalten. Seit 2010 schreibt der Verein quasi nur noch Negativschlagzeilen. Jahr für Jahr wurde förmlich um den Abstieg gebettelt, die höllischen Relegationsspiele haben nicht nur mich an den emotionalen Ausnahmezustand geführt, dann (endlich) der fast schon herbeigesehnte verdiente Abstieg. Wer gedacht hatte, dass die alljährlichen Frühlingsqualen damit vorbei sind, hat sich getäuscht. Es ging unverändert weiter. Mittlerweile schreiben wir das fünfte Jahr in Liga 2. Und wieder sieht alles nach einem weiteren Drama aus. 3 Mal Platz 4, letztes Jahr Relegation und auch dieses Jahr scheinen weitere 2 Spiele möglich. Überhaupt: Relegation! Wer den Wettbewerb ausgedacht hat, hat entweder einen ganz schlechten Humor oder vertreibt hauptberuflich Defibrillatoren. Noch viel schlimmer sind da nur noch die hämischen Nachrichten merkwürdiger Fußballfans, die es ab April wieder regelmäßig auf die Mobiltelefone schaffen. Es ist zwar nur Fußball und vieles im Leben ist wichtiger, aber vielen bedeutet der eigene Verein viel mehr, als es sich einige Menschen vorstellen können – das muss einfach nicht sein. Aber sei es drum, der HSV ist halt zumeist interessanter als der eigene langweilige Verein. Dabei ist die Ligazugehörigkeit mir selbst mittlerweile gar nicht mehr so wichtig. Einen HSV im Dauerabstiegskampf in Liga 1 und „Schlachtfesten“ in München kann ich fast noch weniger ertragen. Dennoch würde ich es mir wünschen, dass die Jungs auf dem Platz, die für die Misere der letzten Jahre, die Klaus-Michael Kühne und Co. heraufbeschworen haben, nur wenig können, dieses Mal endlich was zu feiern haben. Und noch mehr hätte es der HSV-Anhang verdient. Irgendwann muss sich diese unfassbare Treue und Unterstützung ja auszahlen, oder? Am meisten hat es jedoch ein Mann verdient, der nicht mehr unter uns weilt. Leider hat Uwe Seeler seinen HSV in seinen letzten Jahren in der 2. Bundesliga herumdümpeln sehen müssen. Egal wie es dieses Jahr ausgehen wird, Spannung und Unterhaltung sind beim HSV immer garantiert – zum Leidwesen des Innenlebens eines jeden HSV-Fans. Eines ist aber so oder so sicher: Mein Trikot mit dem Schriftzug "Uns Uwe" liegt für alle Szenarien, egal in welcher Liga, immer bereit."Überhaupt: Relegation! Wer sich den Wettbewerb ausgedacht hat, hat entweder einen ganz schlechten Humor oder vertreibt hauptberuflich Defibrillatoren."Steffen Oevermann
Zur Person:
So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!