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Auf Vechtas Straßen ist fast alles erlaubt

Kolumne: Recht hat, wer Recht bekommt – In Vechta wird anscheinend gerne mal gerast. Mehr Kontrolle könnte helfen.

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In Vechta ist nicht alles, aber sehr viel erlaubt. Zumindest, wenn es mit Straßenverkehr zu tun hat. Viele, sehr viele fahren zu schnell. Geschwindigkeitsmessungen wiederum gibt es nur vereinzelt durch den Landkreis.

Es fehlten digitale Messgeräte, sagte mir jüngst ein Verkehrsexperte mit extrem guter Ortskenntnis – gepaart mit der dringenden Bitte: "Schreiben Sie das mal!". Mache ich. Der Vorteil dieser Geräte: Sie kommen vor Ort ohne Personal aus und nehmen beidseitig die schnellen Auto- und Motorradfahrer auf. Auf Basis der Daten können dann Bußgelder verhängt werden. 

Ein Messgerät sei sicher zu wenig. Ein paar mehr sollten es schon sein. Die aber rentierten sich in wenigen Monaten, versicherte mir der Experte aus der Verwaltung eines Nachbarkreises. Und: Stelle man digitale „Radargeräte“ auf, setze der Erziehungseffekt bei vielen Rasern direkt ein. Da brauche man gar nicht lange zu warten. 

Vor Gericht berichtete man mir unlängst von einer Stadt, in der seit mehr als 20 Jahren eine solche Radarsäule stehe. Mehr als 90 Prozent der Verkehrsteilnehmenden halten sich seitdem an das dort geltende Tempo 50. Mehr noch: Diese Stadt hat einige hundert Meter entfernt auf der anderen Straßenseite eine Radarsäulen-Attrappe aufgestellt. Hilft ebenfalls.

Solche Messgeräte könnten abwechselnd an vielen Stellen in Vechta aufgestellt werden, lautet der Tipp meines Gesprächspartners. Auf der "Große Straße" etwa gelte Tempo 20 – und das nicht nur für Pedelec-Fahrer. Mindestens vor der Öffnung der Geschäfte und abends halte sich daran kaum jemand. Spätestens ab 21 Uhr werde in Vechta gerast, fast überall, vor allem auf den Ein- und Ausfahrt-Straßen. Ganz abgesehen von den Autoposern, die inzwischen schon vor 21 Uhr unterwegs seien.

Raserei bekämpfen, Lärm verringern: Möglich ist das!

Die Radwege seien oft zu schmal, gibt der Experte mit Ortskenntnis weiter Auskunft. Auch der Belag sei nicht immer ideal. Risse, Löcher, kaum abgesenkte Bordsteine: Alles schon erlebt. Dazu komme die grobe Steinschlacke, wie sie etwa im Darener Wald oder auf dem Judensteg zu finden sei. An der Falkenrotter Straße warteten täglich viele Radfahrer aus Bakum an der Ausfahrt der Umgehungsstraße bei Nemann, da die Lastwagenfahrer auf der Radüberwegung stehen und halten müssten, um den Verkehr auf der Landesstraße einsehen zu können.

Der Wall beim Zitadellenpark sei eine Buckelpiste. Die groben Baumwurzeln liefen quer über den Weg. Menschen mit einer Gehbehinderung oder Passanten mit Kinderwagen hätten es dort ebenfalls nicht leicht. Den Zustand gebe es seit den Baumschneidearbeiten durch den städtischen Bauhof seit März 2022, so hätten Bewohner der näheren Wohngebiete berichtet.

Vor allem die Raserei und der Lärm ließen sich eindämmen, wenn man es denn wolle. Die Anlieger der „Schnellstraßen“ würden sich sicherlich freuen. Wo ein Wille, da ein Weg. Nur wollen, müssten die Verantwortlichen bei der Stadt Vechta natürlich, so der Verkehrsexperte. 


Zur Person:

  • Klaus Esslinger ist Gerichtsreporter und war viele Jahre Lokalchef der Oldenburgischen Volkszeitung.
  • Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de

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