Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Auf Surftour im eBay-Universum

Kolumne: Batke dichtet – Im kalifornischen Online-Auktionshaus gibt es so einiges zu entdecken. Bloß einen Goldbarren für 1500 Euro findet man selbst bei eBay nicht.

Artikel teilen:

Ich muss zugeben, nicht der Spezies Schnäppchenjäger anzugehören. Würde ich, also rein theoretisch gesprochen, eine neue Schlagbohrmaschine, ein Update für meinen Werkzeugkasten oder einfach auch nur neue Pantoffeln benötigen, wäre ein Gang zum lokalen Fachhändler das Naheliegende. Deswegen in die Untiefen des Netzes abzutauchen, um zu erforschen, wie die Dinge bei eBay gehandelt werden, käme mir nicht in den Sinn.

Gleichwohl bin ich weit davon entfernt, das Treiben des in Kalifornien gegründeten Auktionshauses zu ignorieren oder gar zu verteufeln, zumal auch meine Frau zu den 16,5 Millionen Nutzenden gehört, die es allein Deutschland gibt – weltweit sollen es gar 150 Millionen sein. Die Gattin war es auch, die mich vor einiger Zeit auf eine Anfrage aufmerksam machte, die mich aufhorchen ließ: „Suche Goldbarren. Zahle bis 1500 Euro“.

Nun weiß ich nicht, welche Vorstellungen der Goldsucher von einem Barren hat. Ich denke da immer an die brikettgroßen Stücke, die man aus alten Gangsterfilmen rund um Fort Knox kennt. Vom Edelmetallhändler meines Vertrauens weiß ich, dass ein solches Stück stattliche 12,5 Kilo wiegt und am Tag meiner Abfrage für exakt 721.119, 50 Euro zu haben war, immerhin versandkostenfrei, wie zu lesen war. Wobei ich mir schon die Frage stelle, ob solch edle Fracht vom Postboten geliefert oder im gepanzerten Fahrzeug vom Wertlogistiker vorbeigebracht wird. Fest steht: Einen Goldbarren für 1500 Euro gibt es selbst bei eBay nicht.

"Aufmerksam geworden durch die mutige Goldgräber-Aktion, ertappe ich mich zuletzt immer öfter dabei, durchs eBay-Universum zu surfen – rein aus Neugierde, versteht sich."Alfons Batke

Aufmerksam geworden durch die mutige Goldgräber-Aktion, ertappe ich mich zuletzt immer öfter dabei, durchs eBay-Universum zu surfen – rein aus Neugierde, versteht sich. Ins Auge gestochen ist mir dieser Tage dabei neben „Laktosefreier Bio-Schnee für Selbstabholer“ eine Bronze-Statue des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin. Das fünf Meter hohe Monstrum soll mal in der ukrainischen Stadt Horodok gestanden haben; dass es dort nicht mehr erwünscht ist, kann man leicht nachvollziehen. Angeboten wird das sperrige Stück nun von einem Händler aus Wolfenbüttel mit dem nützlichen Hinweis „Versand möglich“. Wahrscheinlich gibt es Verrückte, die sich das für 79.000 Euro zu habende Teil in den Garten stellen. Interessenten scheint es zu geben. Ob Sahra Wagenknecht dazu gehört, ist nicht überliefert.

Halten wir uns lieber an eBay-Schätzchen, die ideologisch nicht so überfrachtet sind wie das Lenin-Denkmal. Da sticht dann schnell ein seit Ende Februar hier im Oldenburger Münsterland offeriertes Prunkstück auf vier Rädern ins Auge. Ein Auto-Liebhaber bietet doch glatt seinen Jaguar E-Type der Serie 1 zum Verkauf an. Soll alles 1a sein beim 209-PS-Coupé aus dem Jahr 1965, auch erst 80.000 Kilometer auf dem Tacho, als „absolutes Schmuckstück“ wird die englische Karosse feilgeboten. Nun gut, beim Preis von 195.000 Euro müsste ich als Rentenempfänger wohl etwas nachverhandeln. Oder sollte ich als nächsten eBay-Suchbegriff doch lieber „Pantoffeln“ eingeben?


Zur Person:

  • Alfons Batke blickt auf eine über 40-jährige journalistische Laufbahn zurück.
  • Er lebt als freier Ruheständler in Lohne.
  • Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!

Das könnte Sie auch interessieren

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Auf Surftour im eBay-Universum - OM online