Arbeitskreis lädt zum Mottotag für Alleinerziehende ein
In Workshops und Gesprächen können sich die Besucher austauschen. Oftmals stehen sie vor vielfältigen Problemen.
Oliver Hermes | 13.03.2023
In Workshops und Gesprächen können sich die Besucher austauschen. Oftmals stehen sie vor vielfältigen Problemen.
Oliver Hermes | 13.03.2023
Laden zum gemeinsamen Aktionstag: Silke Haase, Wolfgang Lahrmann, Stefanie Rolfes-Gröninger, Sabine Orth, Andrea Hinrichsmeyer, Kristin Bocklage, Astrid Brokamp, Walburga Rolfes, Andrea Schlärmann, Renate Hitz, Nancy Menke, Jürgen Meyer und Katharina Drees (von links). Foto: Hermes
Zu einem Motto-Tag für Alleinerziehende lädt der entsprechende Arbeitskreis im Landkreis Vechta ein, das Treffen mit Workshops und Kursen findet am 15. April (Samstag) im Gulfhaus statt. "Alleinerziehende haben besondere Bedürfnisse, die sie oftmals vor Probleme stellen", erklärt die Kreis-Gleichstellunsgbeauftragte Astrid Brokamp. Im ländlichen Raum stehe eher das traditionelle Familienbild im Fokus, dabei gebe es viele Menschen, die sich nach einer Trennung vom Partner um den Nachwuchs kümmern. Katharina Drees vom Jobcenter berichtete, dass 25,2 Prozent der Bürgergeldbezieher alleinerziehend seien. "Ziel der Menschen ist es, langfristig unabhängig von staatlichen Leistungen leben zu können", sagt Drees. Dabei gehe es auch gar nicht darum, dass die Betroffenen nicht arbeiten wollen. Oftmals reiche das Gehalt aber nicht, in diesen Fällen müsse vom Amt aufgestockt werden. In diesem Zusammenhang warnte Stefanie Rolfes-Gröninger von der Agentur für Arbeit Vechta vor einer drohenden Altersarmut: "Frauen hinken beim Gehalt leider immer noch hinterher." Wie Wolfgang Lahrmann vom Johannesstift erklärte, sei die Trennungssituation von Eltern sehr belastend für den Nachwuchs. "Und diese Belastung hört nicht auf, sie dauert teilweise bis über die Volljährigkeit hinaus an", so der Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche. Im Landkreis gebe es ein gutes Beratungsnetzwerk. Dies greife teilweise auch schon, wenn die Probleme noch nicht offen zutage gekommen sind. Renate Hitz von der Koordinierungsstelle "Frauen und Wirtschaft" im Oldenburger Münsterland betonte, dass es für Alleinstehende auch familienfreundlicher Arbeitgeber bedarf. Wichtig sei eine gewisse Rücksicht, wenn der Arbeitnehmer eingeschränkt oder verhindert sei. "Manchmal erkrankt das Kind oder die Betreuung fällt aus", sagt Hitz, die aber auch registriert, dass Unternehmen aufgeschlossener geworden sind. So habe die Corona-Pandemie in vielen Fällen die Arbeit im Homeoffice ermöglicht. Ihre Kollegin Nancy Menke erklärte, dass bei der Kinderbetreuung die Flexibilität fehle: "Viele denken dabei immer noch starr von 8 bis 12 Uhr." Andrea Schlärmann vom Familienbüro ermutigte die Alleinerziehenden, ihren Bedarf an flexibler Kinderbetreuung auch zu kommunizieren. Klar sei in jedem Fall, dass die Zeiten ausgebaut werden müssten. Positiv sei auch die Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden, die Sprechstunden für Familien gehen bis in die Kommunen. Ein weiteres wichtiges Thema sei die Mobilität. Laut Brokamp könne sich nicht jeder ein Auto leisten, um zur Arbeit zu kommen. Da fehle es weiterhin an einer guten Infrastruktur, auch wenn zwischenzeitlich das Rufbussystem ins Leben gerufen wurde. Seit der Gründung des Arbeitskreises habe sich schon vieles verbessert: die Abstimmung der beteiligten Akteure und Institutionen, die Bekanntheit der Anlaufstellen sowie das Vernetzen von Alleinerziehenden untereinander. Auch die Prävention werde immer wichtiger. Zudem sei das Thema entstigmatisiert worden, sagt Wolfgang Lahrmann. Es sei nicht schlimm, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei kümmere man sich um alle Familienmitglieder, denn eine Trennung bedeute eine Veränderung für alle. "Man muss sich reorganisieren und Modelle finden, wie eine Elternschaft zugunsten der Kinder aussehen kann", sagt Walburga Rolfes vom Caritas-Sozialwerk. Auch wenn der überwiegende Teil der Alleinerziehenden Frauen sind, müssten die Väter ihre Rolle neu definieren. Auch wenn man getrennt sei, sei man weiterhin gemeinsam verantwortlich. Neben der Beschreibung von Problemen soll es an dem Motto-Tag aber auch um Selbstreflexion gehen. "Viele Alleinerziehende leisten sehr viel", sagt Astrid Brokamp. Zudem sei ihr Nachwuchs im Vergleich oftmals viel selbstständiger. Man müsse auch positiv auf sich selbst schauen. Anmeldungen nimmt sie per Mail an 1025@landkreis-vechta.de oder unter Tel. 04441/8981025 entgegen. Für eine Kinderbetreuung ist von 10 bis 14.30 Uhr im Gulfhaus für Kinder zwischen 2 und 12 Jahre gesorgt.Bedarf an flexibler Kinderbetreuung muss benannt werden
„Man muss sich reorganisieren und Modelle finden, wie eine Elternschaft zugunsten der Kinder aussehen kann.“Walburga Rolfes vom Caritas-Sozialwerk
Fakten:
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