Festakt in der Cloppenburger Stadthalle: Vorsitzender Gregor Möller-Reemts bedankte sich unter anderem bei den Ehrenamtlichen. Der Verein werde von vielen engagierten Menschen getragen.
Geladene Gäste: Das Jubiläum wurde in der Cloppenburger Stadthalle gefeiert. Foto: Hermes
Sein 25-jähriges Jubiläum hat der Ambulante Hospizdienst für den Landkreis Cloppenburg am Freitag gefeiert. Vorsitzender Gregor Möller-Reemts begrüßte in der Cloppenburger Stadthalle zahlreiche Gäste aus Vereinen, Einrichtungen und Verwaltungen aus dem Kreisgebiet.
„Endlich ist er da, der heutige Tag. Wir haben uns seit Monaten darauf vorbereitet“, so Möller-Reemts zu Beginn. Es sei Zeit, zu feiern, innezuhalten und zurückzublicken. „Ich habe dabei auch ein bisschen Herzklopfen“, so der Vorsitzende weiter. Man kümmere sich um Trauer- und Sterbebegleitung sowie die Unterstützung für Familien. Bei aller Ernsthaftigkeit sei auch der Humor wichtig, erklärte Möller-Reemts, der sympathisch und locker durch die Veranstaltung führte. Der Verein werde von vielen engagierten Menschen und Mitgliedern getragen, einige von ihnen seien von Beginn an dabei. Sie wurden mit einem Präsent ausgezeichnet.
Dank an die Ehrenamtlichen: Gregor Möller-Reemts überreichte ein Präsent an die Helfer, wie hier Gerlinde Wilhelm. Foto: Hermes
In seiner Ansprache blickte der Vorsitzende zudem auf die Vergangenheit zurück. Dabei habe es in den Begleitungen natürlich Trauer, Schmerz, Wut und Fassungslosigkeit gegeben: „Jede geflossene Träne sei genau richtig gewesen“. Auf Initiative der Volkshochschule sei der Dienst 1997 gegründet worden, die Anfangsjahre seien geprägt gewesen von der Suche nach Freiwilligen. Die Entwicklung sei mit seinen Vorgängern eng verbunden gewesen, Möller-Reemts nannte dabei unter anderem auch Norbert Moormann: „Er hat ein riesiges Herz und eine unglaubliche Energie. Das war eine einmalige Leistung.“
Die Tiefe und Breite der Aufgaben hätten sich in den vergangenen Jahren weiter erhöht. Nach Angaben von Möller-Reemts habe es im ersten Jahr zehn Sterbebegleitungen gegeben, heute sind es jährlich rund 50. Hinzu kommen außerdem fünf Familienbegleitungen, 40 bis 50 Trauer-Einzelgespräche, diverse Trauergruppen sowie ein monatliches Trauercafé.
Lob für Koordinatorinnen um Hildegard Meyer
Möller-Reemts dankte in diesem Zusammenhang seinem „unglaublich engagiertem Team, mit dem die Zusammenarbeit Freude macht“. Unter anderem nannte er Hildegard Meyer, die die erste hauptamtliche Koordinatorin war und bis heute dabei ist: „Ihr Wirken prägt, sie gibt dem Dienst ein Gesicht“. Lob gab es für sie auch von den Ehrenamtlichen, Meyer habe zum Beispiel immer das richtige Händchen für den Zusammenhalt und bei der Einteilung der Helferinnen und Helfer. Zum hauptamtlichen Team gehören noch Anne-Christine Baro, Karin Kellermann und Anna-Maria Taphorn-Lübbers.
Freude über das Jubiläum drückte auch der langjährige Vorsitzende Norbert Moormann auf Nachfrage von OM-Online aus. Er hatte diesen 12,5 Jahre geleitet: „Ich bin voller Dankbarkeit und auch ein wenig stolz. Eines ist sicher: Ohne die Ehrenamtlichen würde der Hospizdienst nicht existieren können.“
Offen und bewegend: Ehrenamtliche und Betroffene berichteten aus ihren Erfahrungen. Foto: Hermes
Im weiteren Verlauf des Festaktes stellten Ehrenamtliche und Betroffene ihre Erlebnisse in emotionalen Gesprächen auf der Bühne vor. Dabei lag Helferin Maria Anna Brockhoff etwas besonders auf dem Herzen: „Die Arbeit ist keine Last, es ist ein Geschenk. Wir bekommen so viel zurück.“ Ihren Dank sprach Renate Albert aus, sie musste zwei Todesfälle innerhalb kürzester Zeit verkraften. „Ich weiß zu schätzen, was der Hospizdienst leistet“, sagte sie. Sie habe durch die Unterstützung auch Zeit für sich gehabt und so die Erlebnisse verarbeiten können.
Zudem berichtete eine Mutter über den einschneidenden Unfall ihres Kindes. Durch den Hospizdienst habe sie Sorgen und Nöte loswerden können, zudem sei sie emotional gestärkt worden und dadurch positiv geblieben. Über einen Trauerfall sprach auch Jörg Weking, sein Bruder war vor seinen Augen an den Folgen eines Herzinfarkts verstorben: „Für mich hat sich ein Loch aufgetan. Mir war sofort klar, dass ich für mich handeln musste.“ Er lobte die professionelle Begleitung, es sei ein passender Rahmen für die Trauer. Natürlich gebe es auch Gespräche mit Familie, Freunden und Kollegen. Man wolle dabei aber niemanden überfordern.
Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte der Gospelchor St. Andreas mit verschiedenen Gesangseinlagen sowie von Christoph Gilsbach, der als Butler und Clown auftrat. Während des ersten musikalischen Auftrittes wurden unter anderem auch 25 symbolische Kerzen für die vergangenen Jahre entzündet.
Kommentar zum Themavon Oliver Hermes (Reporter):
Wie wichtig die Arbeit des Ambulanten Hospizdienstes ist, ist kaum in Worte zu fassen. Die Verantwortlichen haben es bei ihrem Festakt zum Jubiläum aber geschafft. Im Mittelpunkt standen die Ehrenamtlichen sowie auch Betroffene, sie berichteten emotional über ihre Erlebnisse und gaben tiefe Einblicke. So wurde die Arbeit wirklich greifbar. Mit der Veranstaltung wurden die Themen Tod und Trauer weiter aus der Tabuzone geholt – und das ist richtig so. Alle Beteiligten verdienen den größten Respekt für ihre Offenheit und ihren wichtigen Einsatz. Schön, dass es diese Unterstützung gibt.