Ab in den "Togo-Modus"
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Der Urlaub ist eigentlich dafür da, um abzuschalten und es wie im "Togo-Modus" ruhig angehen zu lassen. Doch in diesem Sommer war es anders.
Meike Wienken | 19.09.2022
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Der Urlaub ist eigentlich dafür da, um abzuschalten und es wie im "Togo-Modus" ruhig angehen zu lassen. Doch in diesem Sommer war es anders.
Meike Wienken | 19.09.2022
Frisch aus dem Urlaub und vollkommen erholt? Nicht ganz richtig – schließlich eilte ich in dieser Zeit von einem Termin zum nächsten, echter Freizeitstress eben. Mit Gästen aus Togo durch das Oldenburger Münsterland zu tingeln, war zum Beispiel eine der vielen Aktivitäten. Sozusagen ein "Heimaturlaub mal anders". Während des Besuchs ist mir klar geworden, wie selbstverständlich ich den Alltag plane und wie eng getaktet dieser in Deutschland eigentlich ist. Da lobe ich mir die Mentalität der Togoer, von denen wir gestresste Europäer noch einiges lernen können. Die Westafrikaner waren anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Partnerschaft mit dem Togo-Kreis der Katholischen Landjugendbewegung im Landesverband Oldenburg und dem CFPR (Zentrum für ländliche Ausbildung und Entwicklung in Togo) für 3 Wochen zu Gast in Südoldenburg. Wenn ich als Deutsche in Togo bin, muss ich schon etwas Geduld mitbringen. Wenn der Ausflug für die Reisegruppe beispielsweise morgens um 8 Uhr starten soll, kann es sein, dass es erst um 10 Uhr losgeht. Für besonders ungeduldige Menschen könnte eine Fahrt Richtung Äquator also zur Zerreißprobe werden, die Geduldigen hingegen geraten irgendwann in den "Togo-Modus" und entschleunigen. Doch Halt: "Entschleunigung" war doch das Zauberwort schlechthin, als es darum ging, sich die Lockdown-Zeit während der Corona-Pandemie zumindest ein bisschen schönzureden. Ironischerweise ist vielen der Gedanke inzwischen wieder um die Ohren geflogen. Durch das Verschieben haben sich nämlich seit Corona viele private Termine geradezu angestaut. Ein regelrechter Veranstaltungsmarathon ging ab dem Frühjahr für den Großteil der Menschen los. Ein Vorteil aus der entschleunigenden Phase: Corona hat uns dazu gebracht, mehr auf uns selbst zu schauen und zu entscheiden, was gut für uns ist. Gleichzeitig ist der Vorteil aber auch zu einem Nachteil für Vereine geworden. Denn durch das Aussieben von Freizeitaktivitäten bleibt mitunter auch ein Teil des Ehrenamtes auf der Strecke. Durch die größere Auswahl ist das Engagement außerdem weniger verbindlich geworden. Zeitlich begrenzte Projekte finden eher Zulauf als langfristige. Francesca Ferrari von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen und Koordinierungsstellen für das Ehrenamt in Hannover resümiert: "Das Ehrenamt hat sich verändert, es ist flexibler geworden." Ja, es ist wichtig, auf sich selbst zu schauen und auch mal zu "entschleunigen" – eben auch mal im Togo-Modus zu verweilen. Wichtig ist es aber auch, dass sich die Menschen verbindlich einbringen, wenn sie für eine Sache brennen. Denn von diesem Einsatz lebt das Ehrenamt."Der Gedanke der 'Entschleunigung' während des Lockdowns ist vielen inzwischen um die Ohren geflogen."Meike Wienken
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