Aus dem Giebel der alten Schmiede sind schon Ziegel herabgefallen: Ein Absperrgitter sichert die Besucher. Über die alte Flechtwerk-Scheune des Hoffmanns-Hofes haben die Handwerker des Museumsdorfes notdürftig eine blaue Plane gespannt, weil's durch das marode Reetdach regnet. Der überall gegenwärtige Verfall an vielen der 53 Gebäude aus 16 Landkreisen wird jetzt gestoppt. Zum ersten Mal haben Land und Bund einen üppigen Sanierungsetat bereitgestellt und damit einen "Geburtsfehler" der Stiftung behoben.
"Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen."Dr. Julia Schulte to Bühne, Direktorin des Museumsdorfes
Geld für Reparaturen und Ausbesserungen im Stil waren schlichtweg nicht vorgesehen. Das hat sich mit den Zusagen von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und Wissenschaftminister Björn Thümler geändert: Das Land hält mit 2,4 Millionen Euro gegen, wenn der Bund 3 Millionen Euro überweist. "Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", gestand Direktorin Dr. Julia Schulte to Bühne am Donnerstagmittag in einer Pressekonferenz. Nun könne das "Flaggschiff der Museen in Niedersachsen" auf Dauer flott gemacht werden, meinte Landrat Johann Wimberg, der Vorstandssprecher der Stiftung Niedersächsisches Freilichtmuseum.
Wimberg hob hervor, dass hinter den Kulissen lange und zäh um den überfälligen Sanierungsschub gerungen worden ist. Der Vechtaer Landrat Herbert Winkel und der Cloppenburger Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese putzten mit Wimberg und Schulte to Bühne etliche Klinken in den Ministerien, bis diese Erkenntnis in Hannover reifte: Es geht um "eines der größten mitteleuropäischen Freilichtmuseen, das seinen Fokus auf die regionale Kultur der 50er und 60er Jahre legt", schreibt Thümler in einer E-Mail an die Direktorin.
Museumsdisko ist absolutes Novum in ganz Europa
Aufgemerkt haben die Minister und ihre Spitzenbeamten offenbar auch, weil die Disko "Sonnenstein", die an diesem Wochenende eröffnet wird, ein absolutes Novum in der musealen Landschaft bedeutet: Freizeitkultur der 60er Jahre bietet kein anderes europäisches Freilichtmuseum.
Gleichwohl solle und müsse der alte "Dorfkern" erhalten werden, betonte Wimberg. Dazu sollen nicht nur Dächer repariert, sondern auch Infrastruktur der simpelsten Art nachgeholt werden – zum Beispiel ein funktionierendes Elektronetz, das ausreichende Beleuchtung am Abend für Veranstaltungen und späte Gäste erlaubt. "Das hat damals halt niemand gebraucht", erklärt die Direktorin den Nachholbedarf, der in den nächsten 3 Jahren Stück für Stück abgearbeitet werden soll.
Was noch fehlt, ist der örtliche Anteil am Budget. 600.000 Euro müssen aufgebracht werden, 432.000 Euro vom Kreis Cloppenburg, 120.000 Euro von der Stadt Cloppenburg und 48.000 Euro vom Landkreis Vechta. Wimberg glaubt: Die Mehrheit steht dazu. Denn: "Das ist eine Aufgabe der Region."