Auch zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod gehören die Bücher von Astrid Lindgren weiterhin zum festen Inventar der St.-Vitus-Bücherei in Löningen. Entliehen würden Kinderbuchklassiker wie "Pippi Langstrumpf" oder "Wir Kinder von Büllerbü" allerdings seltener als früher, berichtet Büchereileiterin Gaby Afflerbach. Die Lesegewohnheiten hätten sich geändert. "Aber nicht erst seit gestern", weiß die Löningerin.
Die Bücher, nach denen Jungen und Mädchen heute greifen, versprechen zumeist Spannung und Abenteuer. "Fantasygeschichten stehen obenan", bestätigt Afflerbach. Auch das Cover spiele bei der Auswahl eine Rolle. Kinder lieben es bunt und knallig. Erwachsene dürften mit Titeln wie "Beast Quest" oder "Sternenritter" dagegen erst einmal wenig anfangen können. Afflerbach kann die Eltern aber beruhigen. "Es heißt ja, dass es eigentlich egal ist, was die Kinder lesen. Die Hauptsache ist, sie tun es." Aus ihrer Sicht ist da was dran.
Gefragt sind auch Sachbücher, besonders bei Jungen. Sie interessieren sich nicht nur für Dinosaurier und Haie. Überraschend oft ausgeliehen werde zum Beispiel der "Was ist Was"-Band über Mineralien, wundert sich Afflerbach. Wie Blei im Regal liegt dagegen jene Literatur, die über aktuelle Themen wie den Klimawandel aufklären will. Woran das liegt? Gaby Afflerbach hat darauf auch keine Antwort. Die Bücher seien aber wichtig und blieben deshalb auf jeden Fall im Bestand, betont sie.
Tonies bringen Klassiker zurück ins Kinderzimmer
Vergessen sind die Klassiker von Astrid Lindgren, Ottfried Preußler oder Michael Ende im übrigen nicht. Während die Originalbände von Jim Knopf und Co. in den Regalen ein wenig Staub ansetzen, sind ihre Bilderbuch-Adaptionen stets in regem Umlauf. „Sie werden vor allem von Eltern ausgeliehen, die mit den Geschichten aufgewachsen sind und ihren kleinen Kindern die Figuren nahebringen wollen“, erzählt Gaby Afflerbach.
Hinzu kommt der unerwartet große Erfolg der Tonieboxen, von dem auch der Räuber Hotzenplotz und der kleine Wassermann profitieren. Als Hörfiguren kehren sie jetzt zurück in die Kinderzimmer. Auch die Bücherei verleiht einige Boxen. Während der Figurenbestand zunimmt, dürften Afflerbach und ihre Mitarbeiterinnen nach den CDs wohl auch bald die letzten Filme auf DVD aussortieren. "Seitdem fast nur noch gestreamt wird, sind sie nicht mehr so gefragt."
Das lässt sich zum Glück über die Druckware nicht sagen, die einen Großteil der rund 12.000 Medien ausmacht. "Das Buch stirbt nie", ist Afflerbach überzeugt. Um neue Leser zu gewinnen, müsse allerdings auch etwas getan werden. Doch das sei in den vergangenen beiden Pandemiejahren schwierig gewesen. Die "Bibfit"-Kurse etwa mussten ausnahmslos ausfallen. Gleiches gilt auch für die Vorlesestunden. Insgesamt seien die Ausleihen zurückgegangen, bestätigt die Leiterin. Die Coronaregeln – in der Löninger Bücherei gelten 3G und Maskenpflicht – erschweren das Stöbern. Auf sie verzichtet werden könne aber natürlich nicht, betont Afflerbach. "Manche Besucher regen sich trotzdem darüber auf."
Immerhin: Leseratten können ihre Bücher inzwischen auch bequem von zu Hause aus aufs Tablet laden. Die Löninger Bücherei hat sich wie zahlreiche Bibliotheken im Nordwesten dem Online-Verbund "Lies-e" angeschlossen. Wer einen gültigen Nutzungsausweis besitzt, erhält Zugriff auf mittlerweile tausende e-Books und Audios, darunter sind erneut viele Angebote für Kinder und Jugendliche. Und keine Sorge: Auch Pippi Langstrumpf hat es ins digitale Zeitalter geschafft.
- Info: Die Bücherei am Gelbrink ist dienstags und mittwochs von 15 bis 17.30 Uhr, donnerstags von 16 bis 18.30 Uhr, freitags von 9 bis 11 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.