Ein 25-Jähriger aus Cloppenburg ist am Donnerstag von allen Vorwürfen freigesprochen worden. Die wogen zu Beginn des Prozesses schwer: Er soll seine 16-jährige Schwester verprügelt haben – und das nur, weil sie sich nicht an die Verhaltensregeln der Familie mit arabischen Wurzeln gehalten hat. Deshalb wurde er auch wegen vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt. Verhandelt wurde der Fall vor dem Jugendgericht am Cloppenburger Amtsgericht.
Zunächst schien die Lage eindeutig: Die 16-Jährige hatte sich auf digitalem Wege an ihre Lehrerin gewandt. In der Nachricht schilderte sie, dass sie zu Hause geschlagen werde. Offenbar war der Auslöser ein Streit darüber, dass sich die damals 16-Jährige ebenso gekleidet hat wie ihre gleichaltrigen Freundinnen. Ihre Familie sei aber nicht mit diesem Kleidungsstil einverstanden gewesen. Eines Abends sei sie von ihrem Bruder aus dem Stadtpark nach Hause geholt worden. Dort sei sie schließlich von ihm geschlagen worden.
Lehrerin alarmierte das Jugendamt und die Polizei
Dann ging alles ganz schnell. Die Lehrerin informierte die Polizei. Die alarmierte sofort das Jugendamt. Polizei und Jugendamt fuhren zum Elternhaus der 16-Jährigen und nahmen die Minderjährige unverzüglich in Obhut. Später durfte die 16-Jährige wieder nach Hause. Gegenüber dem 25-Jährigen habe es behördlicherseits eine Ansprache gegeben. Seitdem ist offenbar auch nichts mehr vorgefallen.
Nun aber fand der Prozess wegen der Vorwürfe statt. Und jetzt ruderte die 16-Jährige gewaltig zurück. Ihre früheren Darstellungen seien völlig übertrieben gewesen. Ihre Familie und ihr Bruder hätten Recht, nahm die 16-Jährige alle Schuld auf sich. Ohne Beweise und Aussage ist eine Schuldfeststellung nicht möglich. Deswegen wurde der 25-jährige Angeklagte auch von allen Vorwürfen freigesprochen.