Der Instrumental Musikverein erinnert beim Jahreskonzert auch daran, wie in den Bergen früher und teilweise noch heute kommuniziert werde: mit dem Alphorn. Den Auftritt honorieren die Gäste.
Sorgen für Fernweh: Die 70 Musikerinnen und Musiker spielen Klänge der Alpen. Foto: Röttgers
Ein wörtlich zu nehmendes „volles Haus“ konnte der 1. Vorsitzende des Instrumental Musikverein Neuenkirchen e.V. (IMV Neuenkirchen) Reiner Kolhosser zum Jahreskonzert begrüßen. Denn bevor ein wahres Fest der Sinne beginnen konnte, mussten noch etliche Stühle dazugestellt werden – so groß war der Andrang, nach der coronabedingten Pause endlich wieder Musik „in voller Kapelle“ genießen zu dürfen. Das Jahreskonzert unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Heiko Maschmann entführte mit 70 Musikern thematisch in die Alpen und insbesondere in die Schweiz.
Den musikalischen Auftakt bestritten jedoch zunächst die 26 Mitglieder des jungen Blasorchesters der Musikschule Neuenkirchen-Vörden. Unter der musikalischen Leitung von Julian Luttmer-von Wahlde startete die junge Musikerschar die Musikreise mit „Alpine Inspirations“ des Österreichers Martin Scharnagel. Es folgte die Ballade von Jacob de Haan „Yellow Mountains“, ehe die Jugend „etwas vom Thema“ abwich, wie Luttmer-von Wahlde bemerkte, indem es mit „Highlights from Harry Potter“ von John Williams in einem Arrangement von Michael Story die berühmte Filmmusik spielte, „in der aber auch Berge vorkommen“, scherzte ein bestens aufgelegter Junior-Dirigent.
Musik verbindet die Generationen: Mit 11 Jahren ist Paula Blomendahl auf der Querflöte jüngste, mit stolzen 71 Jahren Barriton-Saxophonist Dieter Brockmann ältester Musiker beim Instrumental Musikverein Neuenkirchen. Foto: Röttgers
Der IMV setzte die Musikreise fort, die die beiden Moderatoren Marten Kramer und Jonas Stock als „Reiseleiter“ kommentierten und begleiteten. Los ging es mit dem traditionsbewussten und doch modernen „Schweizer Mosaik“ von Markus Götz, der mit seiner Ouvertüre drei bekannte Schweizer Volkslieder zu einem eigenständigen Kunstwerk – wie ein Mosaik, bei dem aus vielen kleinen Steinen ein großes Gesamtbild entsteht – verarbeitet hat.
Nicht nur das Hören, sondern auch das Sehen kam auf seine Kosten bei der anschließenden „Begegnung“ von Kurt Gäble. Das Stück ist als Solo für Alphörner und für das Blasorchester komponiert. Es erinnerte die Zuschauer und Zuhörer daran, wie in den Bergen früher und teilweise noch heute kommuniziert werde: das Alphorn nicht nur als faszinierendes Musikinstrument, sondern als bedeutender Übermittler von wichtigen Botschaften und Nachrichten über Berg und Tal hinweg.
Fanfarenartig eröffnete das 10 Minuten dauernde „Alpine Holiday“ von James Barnes. Aufsteigende Harmonien simulierten das Erklimmen bis zum Gipfel – wie ein gelungener Urlaub in den Alpen, wo der erfolgreiche Bergsteiger die überwältigende Herrlichkeit der Schweizer Alpen überblicken und genießen kann. Als Johannes Brahms im Spätsommer zur Erholung in den Schweizer Alpen weilte, sei ihm eine sehr reale „Inspiration“ widerfahren, indem er in der Ferne eine Melodie auf einem Alphorn blasen hörte, die er sogleich auf Notenpapier festhielt, was Stefan Schwalgin zu einer eigenständigen Orchesterminiatur mit „Also blus das Alphorn heut‘“ in sinfonischen Sequenzen verarbeitet hat.
Abermals ist es das Stück des zeitgenössischen Komponisten Kurt Gäble, der mit „Klang der Alpen“ musikalisch für Urlaubssehnsucht und Fernweh sorgte, ehe das Orchester „Die Rheinreise“ von Thorsten Wollmann antrat und mit feinen, leisen Tönen von der Quelle bis zum Eintritt in die tosende Nordsee mit lauten Tönen aufspielte. Steven Reineke verarbeitete mit „Pilatus: Mountain of Dragons“ musikalisch eine Sage zum Hausberg von Luzern, was den eigentlichen Abschluss des Konzertes bildete. Mit dem Bravourmarsch „Vivat Lucerna“ und dem Solo für Alphörner „Blick vom Rothorn“ lieferte das Blasorchester 2 Zugaben nach tosendem Applaus.
Wer diesen Hörgenuss verpasst hat, hat am 4. Juni 2023, ab 11 Uhr anlässlich der 25-Jahr-Feier des Niedersachsenparkes oder am 11. Juni 2023 auf dem Frühschoppen der Heimstatt Clemens-August die nächsten Gelegenheiten, den IMV live bei ihren kommenden Auftritten zu hören. Außerdem sollten sich Musikfreunde ihr Sommerkonzert am 18. Juni 2023 vormerken. Im Juni und Juli folgen desweiteren noch die musikalische Begleitung der Schützenfeste in Nellinghof und Neuenkirchen.
Geehrt wurden au dem Jahreskonzert einige Mitglieder. Ingrid Maaß und Christin von Wahlde sind seit 25 Jahren im Verein. Das Ehrenmitglied Maaß war von 2005 bis 2013 Notenwartin und spielte Horn. Seit 2021 ist Hornspielerin Christin von Wahlde Notenwartin. Für 50 Jahre Treue zum Musikverein konnte Josef Hagedorn geehrt werden, der von 1988 bis 1997 Instrumentalwart gewesen ist und in den Jahren 2005 bis 2007 als Kassierer im Vorstand tätig war.
Info: Mehr zum Instrumental Musikverein Neuenkirchen von 1908 e.V. gibt es unter: https://imv-neuenkirchen.de
Vereinstreu: (von rechts) IMV-Vorsitzender Josef Hagedorn ehrte Ingrid Maaß (25 Jahre Mitglied), Christin von Wahlde (25 Jahre Mitglied) und Josef Hagedorn. (50 Jahre Mitglied).