Vox Luminis in Friesyothe: Brillanter Abschluss einer Gastspielreihe im Landkreis
Dreimal machte das Bremer Musikfest Station im Landkreis. Chor und Orchester von Vox Luminis unterstrichen in der St.-Marien-Kirche ihren Ruf als europäisches Spitzenensemble.
Chor der Solisten: Von 15 Sängerinnen und Sängern übernahmen sechs Solopassagen in den beiden Werken. Foto: Patric Leo
Der Tölzer Knabenchor und das Collegium Vocale Gent hatten im Rahmen des Bremer Musikfests 2023 bereits Station im Landkreis Cloppenburg gemacht. Den Abschluss der Gastspielreihe bildeten am Mittwoch (6. September) nun Chor und Orchester der belgischen Formation Vox Luminis in der Friesoyther St.-Marien-Kirche. Und man hätte sich kein besseres Finale für den Ausflug in den Nordwesten wünschen können.
Vox Luminis, 2004 von Lionel Meunier gegründet, gehört ohne Frage zur Spitze der europäischen Vokalensembles. Man übertreibt kaum, wenn man das Ensemble als "Chor der Solisten" bezeichnet: Von den 15 Sängerinnen und Sängern übernahmen sechs die Soloparts, von denen es in Händels "Ode for St. Cecilia's Day" aus dem Jahr 1739 und Bachs Magnificat Es-Dur (1723) einige gibt.
Gesamte Dynamik ausgereizt
Zwei eher selten aufgeführte Stücke standen also auf dem Programm in der mit rund 350 Gästen nahezu ausverkauften, wegen Unfallgefahr teilweise gesperrten Friesoyther Kirche. Händel knüpfte mit seiner Cäcilien-Ode an die Ende des 17. Jahrhunderts in London gepflegte Tradition der musikalischen Feste zu Ehren der Hl. Cäcilia an – und ließ in dem dramatisch erzählenden Werk sein Können als Opernkomponist mehr als nur durchschimmern.
Chor und Orchester, die eine stimmige, ausgewogene Einheit bildeten, gelang es auf phänomenale Weise, die gesamte Dynamik des Stücks auszureizen, ohne zu überdrehen oder im Hall der großen Kirche unterzugehen. Einzig Solo-Sopranistin Zsuzsi Tóth schwächelte beim Übergang zu den ganz hohen Passagen und bei den Koloraturen ein klein wenig.
Das Orchester bildete mit dem Chor eine stimmige, ausgewogene Einheit. Foto: Passmann
In Bachs Magnificat Es-Dur BWV 243a (dem Vorgänger des öfter aufgeführten Magnificat D-Dur BWV 243b) konnte der Chor seine Stärke voll und ganz ausspielen. Traumwandlerisch sicher formierten sich die Sängerinnen und Sänger zu einem stimmgewaltigen Chor, der auch hohe Tempi ohne Dirigat – Meunier agierte als Chormitglied mit nur wenigen sparsamen Gesten quasi von der Seitenlinie aus – brillant meisterte. Als Solisten unterstrichen in diesem Stück Felix Schwandtke (Bass), Joao Moreira und Florian Sivers (Tenor), Alexander Chance (Altus), Estelle Lefort (Sopran II) und vor allem Gwendoline Blondeel (Sopran I), wie hoch das sängerische Niveau des Ensembles ist.
Win-win-Situation für Musikfest Bremen und den Landkreis Cloppenburg
Seit 2018 engagiert sich der Landkreis als Sponsor, hat seitdem 14 Konzerte des Musikfestes Bremen in die Region geholt. 40.000 Euro hat er in diesem Jahr für die drei Gastspiele gezahlt. "Das Musikfest Bremen hat eine Strahlkraft, die ein einzelner Landkreis so gar nicht entwickeln kann", begründete Landrat Johann Wimberg am Rande des Friesoyther Konzertes den Mitteleinsatz. "Wir sind ja auch gar nicht so gut vernetzt, um solche hochkarätigen Ensembles für Konzerte bei uns zu gewinnen." Die Ausflüge in die Fläche seien so eine win-win-Situation für das Musikfest wie für den gesamten Nordwesten.
Ähnlich hatte sich schon Cloppenburgs Bürgermeister Neidhard Varnhorn beim Konzert des Collegium Vocale Gent geäußert. "Das ist eine Investition in die Region, die eine einzelne Kommune gar nicht leisten könnte", sagte er. "Der Landkreis stärkt damit den Standortfaktor Kultur." Wer auch nur eines der drei Konzerte im Landkreis miterlebt hat, wird dem nur zustimmen können und sich auf das kommende Jahr freuen.
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