Wer vergangenen Mittwoch radiomäßig auf NDR 1 Niedersachsen unterwegs war, durfte sich von der Nostalgie einfangen lassen. Nicht nur musikalisch. Albert Hammond, Hoffmann & Hoffmann oder die Eagles sind da ohnehin eher zu hören als Hip-Hop oder Metallica. Aber auch in den Sprachbeiträgen wurde die Zeit zurückgedreht: Das Thema „Vergessene oder altmodische deutsche Wörter und Begriffe“ zog sich wie ein roter Faden durch den Sendetag. Mit Begeisterung meldeten sich immer wieder Hörer und präsentierten ihre Fundstücke aus der Schatztruhe der Sprache.
Ich wollte auch zur Vielfalt der Äußerungen beitragen, konnte aber telefonisch nicht zum Sender durchdringen. Also mache ich es hier öffentlich, was mir als Erstes zum erwähnten Thema einfiel. Nämlich einen Begriff, den es eigentlich gar nicht gibt. Wir nannten in der Jugend (Anfang bis Mitte der 70er) unsere Lieblingsjacken nämlich „Parker“. Keine Ahnung, ob das nur in Südoldenburg so war, jedenfalls wäre die korrekte Bezeichnung „Parka“ gewesen.
Das Wort entstammt der Sprache der Inuit (früher hieß das wohl „Eskimos“, das soll man aber nicht mehr sagen dürfen) – egal, dort bedeutet „parqaag“ so viel wie „Hitze“; ein Parka, original aus Vogel- oder Seehundhaut, hält uns also warm. Nun, unsere „Parker“ waren damals eher schlichter ausstaffiert. Wer auf Höhe der Zeit sein wollte, trug die angegraut olivfarbene Allwetter-Joppe der Bundeswehr, selbstverständlich mit dem kleinen Schwarz-Rot-Gold-Aufnäher an den Oberarmen. Auch in Sachen Beinkleid gab es klare Vorschriften. Zum „Parker“ gehörte zwingend eine verwaschene Bluejeans, am besten eine „Läwwis“. Begriffe, die unseren Eltern nie über die Lippen kamen, für sie waren es „Nietenhosen“. Und wer Cord bevorzugte, war in „Manschester-Büxen“ am Start.
"Bei all dieser nostalgischen Wortklauberei fällt es schwer, einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Es sind sowieso zu viele 'Heiopeis', 'Knilche' oder 'Hallodris' unterwegs." Alfons Batke
Sie sehen, die Nostalgie hat mich voll geflasht, und schon googele ich nach weiteren schönen, in Vergessenheit geratenen Schätzen. Erstaunt stelle ich fest, dass sofort ein Beitrag aus dem „Lifta-Magazin“ aufploppt, was wohl das Zentralorgan der Treppenliftfahrer sein muss und zur Thematik passt. Jedenfalls hat die Redaktion unter dem Titel „Zu schön zum Vergessen“ eine Liste von 20 Demenzhemmern zusammengestellt.
Schauen Sie mal rein und lassen sich erklären, was es mit Begriffen wie „Amtsschimmel“, „Bürohengst“, „Augenweide“, „Schwerenöter“, „piesacken“, „Dreikäsehoch“, „Fisimatenten“ oder „Mumpitz“ so auf sich hat. In diesem Zusammenhang verweisen wir auch gern auf das „Lexikon der bedrohten Wörter“, wo man reichlich vermaledeiten Sprach-Mummenschanz nachschlagen kann.
Bei all dieser nostalgischen Wortklauberei fällt es schwer, einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Es sind sowieso zu viele „Heiopeis“, „Knilche“ oder „Hallodris“ unterwegs. Das trifft hoffentlich nicht auf die Fußballer von Borussia Dortmund zu. Aber wenn sie jetzt noch den Titel vergeigen, wären sie – und da fällt mir nur der schöne alte plattdeutsche Begriff ein – echte „Dösbaddels“.
Zur Person:
- Alfons Batke blickt auf eine über 40-jährige journalistische Laufbahn zurück.
- Der 67-Jährige lebt als freier Ruheständler in Lohne.
- Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.