Mehr als nur ein Roman
Sandra Lüpkes liest am Mittwoch im Friesoyther Kulturzentrum Alte Wassermühle aus ihrem Roman "Die Schule am Meer". Das Buch beruht auf Tatsachen, die Autorin gibt Einblicke in die Recherchearbeit.
Heiner Stix | 07.10.2021
Sandra Lüpkes liest am Mittwoch im Friesoyther Kulturzentrum Alte Wassermühle aus ihrem Roman "Die Schule am Meer". Das Buch beruht auf Tatsachen, die Autorin gibt Einblicke in die Recherchearbeit.
Heiner Stix | 07.10.2021
Sandra Lüpkes liest am Mittwoch (13. Oktober) im Kulturzentrum Alte Wassermühle aus ihrem Roman "Die Schule am Meer". Foto: Koska
Die "Schule am Meer" war die erste Reformpädagogische Schule in Deutschland. 1925 auf der Nordseeinsel Juist gegründet, sollte sie ein Beispiel für eine neue, andere Pädagogik sein, eine Abkehr vom rigiden Schulsystem des Kaiserreiches. Jungen und Mädchen wurden gemeinsam unterrichtet, Musik und Sport, Theater und Gartenbau waren so wichtig wie Deutsch und Mathematik, künstlerische und handwerkliche Schwerpunkte ergänzten den Unterricht, selbst ein Theater gab es. Sandra Lüpkes zeichnet die nur 9-jährige Geschichte dieser Reformidee in ihrem Roman "Die Schule am Meer" nach. Auf Einladung des Kulturkreises Friesoythe-Bösel-Saterland kommt Lüpkes am Mittwoch (13. Oktober) um 20 Uhr zu einer Lesung in das Friesoyther Kulturzentrum Alte Wassermühle. Das reformpädagogische Konzept der Schule überzeugte damals vor allem liberale, freigeistige und wohlhabende Eltern. Ein Großteil der Kinder, die das Internat auf Juist besuchten, stammte aus Familien jüdischen Glaubens. Das und die neuen pädagogischen Ansätze ergaben eine Mischung, die bei den Insulanern nicht besonders gut ankam – in einer Zeit, in der Schilder mit der Aufschrift "Juden und Kommunisten unerwünscht" auch auf Juist standen. Nach nur 9 Jahren war 1934 Schluss mit dem Experiment, die Schule wurde im Rahmen der nationalsozialistischen Politik von Gleichschaltung und Antisemitismus geschlossen. Für ihren Roman stützte sich Lüpkes, die selbst lange auf Juist gelebt hat, auf die alten Logbücher der Schule, eine Art Tagebücher, die im Juister Inselmuseum verwahrt werden. Ihre Protagonisten, etwa die beiden Lehrer Anni und Paul Reiner, Schulleiter Martin Luserke sowie der Musiker Eduard Zuckmayer als Musiklehrer, haben tatsächlich an der Schule gearbeitet, andere Figuren hat Lüpkes erfunden, um für die Darstellung der Tatsachen einen fiktiven Rahmen zu schaffen. Bei ihrer Lesung wird Lüpkes auch auf die Geschichte der Schule, die damalige Zeit und auf ihre Arbeit an dem Buch eingehen. Der Roman wurde von der Kritik hoch gelobt und unter anderem als "spannend und ausgesprochen gut recherchiert", "eine bewegende Geschichte aus einer bewegten Zeit" und "atmosphärisch dicht, sehr poetisch, vortrefflich erzählt" bezeichnet. Das Buch hielt sich unter anderem 4 Monate lang auf der Bestsellerliste des "Spiegel".
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