„Kreuz erinnert mich an die Zeit meiner Ankunft“
Heute: Sadet Alarslan aus Dinklage. 30 Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Ruth Honkomp, Matthias Niehues | 30.07.2016
Heute: Sadet Alarslan aus Dinklage. 30 Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Ruth Honkomp, Matthias Niehues | 30.07.2016
Sadet Alarslan lebt seit 30 Jahren in Dinklage und stammt aus der Türkei. Zu dem Kreuz auf dem Turm der Trinitatis-Kirche in Dinklage hat die tiefgläubige Muslimin eine besondere Beziehung. Die 50-jährige Mutter dreier erwachsener Kinder arbeitet als Tagesmutter. „Das erste Kreuz, dass ich jemals gesehen habe, ist das Kreuz der evangelischen Kirche in Dinklage an der Jahnstraße. Hier hat meine Familie zuerst gewohnt. Mein Vater hat mir damals gesagt, dass die Christen in dieser Kirche beten, so wie wir es in der Moschee tun. Wir verbeugen uns, Christen knien nieder. Es gibt Unterschiede, doch wir beten zum gleichen Gott und wollen ihm unsere Liebe und Dankbarkeit zeigen. Unser Glauben hat die gleichen Wurzeln. Vieles über das Christentum habe ich von meinen Kindern erfahren. Einmal hat meine Tochter eine Schularbeit über Kardinal von Galen geschrieben. Kürzlich habe ich einen Gottesdienst in der evangelischen Kirche miterlebt. Pastor Amling stellte mich darin seiner Gemeinde vor. Er hatte mich zuvor eingeladen, im Gemeindehaus bei einem Vortragsabend über den Islam zu berichten. Wenn ich in die Stadt gehe, falle ich vielen Menschen auf, weil ich mich außerhalb meines Hauses sehr traditionell religiös kleide. Die Entscheidung dazu traf ich nach einer Pilgerfahrt nach Mekka. Sie sollte mir helfen, als mein Mann plötzlich starb und ich sehr verzweifelt war. Ich fühlte mich hilflos und wusste nicht, wie ich meine Kinder schützen und großziehen kann. Da schlug mir mein Vater vor, dass wir zusammen mit meiner Schwester nach Mekka fahren. Hier steht die Kaaba, ein würfelartiger Bau, in dessen Mitte ein heiliger Stein eingefasst ist. Dort habe ich mich Gott so nahe gefühlt! Ich habe gespürt, dass meine Kinder in seiner Hand sind und er mich bei meiner Aufgabe, sie zu guten und freien Menschen zu erziehen, nicht allein lässt. Ich schöpfte neue Hoffnung. In Mekka habe ich viele Frauen mit dem Schleier gesehen und in mir wuchs der Wunsch, auch selbst Gott mit dieser Kleidung Dankbarkeit und Verbundenheit zu zeigen. Meine Eltern haben mir abgeraten. Sie befürchteten, dass ich in Deutschland Nachteile bekomme. Aber das ist mir egal. Auch bei meiner Arbeit als Tagesmutter ist es kein Problem. Wenn ich den Schleier anziehe, freuen sich die Kinder immer: Sie wissen: Jetzt geht’s raus. Wenn ich heute auf dem Weg zum Tagesmütter-Treff im Gemeindehaus an der Trinitatis-Kirche vorbeikomme, erinnert mich das Kreuz immer an die Zeit meiner Ankunft in Dinklage und daran, wie wohl ich mich hier heute fühle.“ Fakten
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