Im Westen was Neues?
Thema: Deutscher Erfolg bei den Oscars – Der Film "Im Westen nichts Neues" holt vier Trophäen. Doch was bedeutet das für die heimische Filmwirtschaft?
Casjen Duzat | 13.03.2023
Thema: Deutscher Erfolg bei den Oscars – Der Film "Im Westen nichts Neues" holt vier Trophäen. Doch was bedeutet das für die heimische Filmwirtschaft?
Casjen Duzat | 13.03.2023
Vier Oscars holt „Im Westen nichts Neues“ nach Deutschland – Netflix sei Dank. Eine gute Nachricht für das heimische Kino? Nur auf den ersten Blick. Denn der angesichts des Ukraine-Krieges vermeintlich zur richtigen Zeit erschienene Film hat außer bombastischem Schauwert wenig zu bieten: Dass Krieg schlecht ist, ist eine Binse und Kern eines jeden Anti-Kriegsfilm – ob in Kubricks „Paths of Glory“, Klimows „Komm und sieh“ oder Wickis „Die Brücke“. Ebenso wenig neu ist es, Deutsche als Opfer darzustellen: Schon die US-Verfilmung von 1930 zeigte die einstigen Gegner als Menschen und nicht als Monster. 12 Jahre nach Kriegsende war das mutig und gelang einfühlsamer als heute. Umso ärgerlicher erscheinen die Änderungen, vor allem das Ende – in der Neuverfilmung stirbt der Protagonist Paul Bäumer nicht wie in Remarques Roman an einem ruhigen Tag, an dem es im Westen nichts Neues zu berichten gibt, sondern in einer letzten unsinnigen Schlacht – Mörderischer Fanatismus mit dem Holzhammer. Anstatt auf die Denkleistung der Zuschauer zu vertrauen, lassen Regisseur und Drehbuchautoren zur Sicherheit lieber teutonische Filmklischees sprechen. Auch sonst täuscht die Multi-Millionen-Produktion über die Probleme der hiesigen Filmwirtschaft hinweg. Beifall erhalten deutsche Filme längst nur noch bei Preisverleihungen und auch der Streaming-Dienst Netflix sehnt sich nach Anerkennung – hier könnte also etwas zusammenwachsen. Damit gesellt sich „Im Westen nichts Neues“ in die Reihe deutscher Historien-Filme wie „Der Untergang“ oder „Werk ohne Autor“ – nacherzählte Geschichte, pädagogisch vermeintlich wertvoll, künstlerisch anspruchslos, mit Blick auf die US-Geschmäcker produziert. Typisch deutsche Neidkultur, sagen nun die einen, typisch deutscher Geschichtskitsch die anderen – beide Seiten dürften sich durch die Oscar-Verleihung bestätigt sehen. Im Westen also mal wieder nichts Neues…
So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!