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"Huit" und "Wuuh" mit Südoldenburgs neuem Bläserensemble

Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Selbst zu musizieren, war für mich eine Tortur. Das bedeutet nicht, dass ich mit Musik nichts anfangen kann. Über das Gezwitscher am Mittag.

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Zugegeben, ich bin nicht sehr musikalisch. Beim Blockflötenunterricht in der Schule ging es ja gerade noch so. Aber die späteren Klavierstunden waren eher eine Tortur – vor allem für die Lehrerin. Für Musik an sich, vor allem wenn sie gut gemacht und ansprechend präsentiert wird, bin ich aber immer zu haben.

Und so horchte ich auf, als unlängst aus der unmittelbaren Nachbarschaft bisher ungehörte Töne an mein Ohr drangen. Etwa so: "Huit, huit". Dann eine kurze Pause, gefolgt von "huit, huit, huit, huit". Ein weiterer Aussetzer, dem nach gefühlt 10 Sekunden stakkatohaft ein anhaltendes "hui-huuu-hui-huuu-hui-huuu…" folgte.

Das Gezwitscher setzte für kurze Zeit schlagartig aus

Manche würden bemängeln, dass musikalische Pausen eigentlich kürzer ausfallen sollten. Doch in dieser Situation, mittags um 13 Uhr, war ich dankbar für das Innehalten. Denn so konnte ich aus meiner Liegeposition hörbar vernehmen, dass das ansonsten anhaltende Vogelgezwitscher aus dem Baum hinter unserem Stubenfenster schlagartig ausgesetzt hatte. Wir alle warteten offenbar auf eine neue Ton-Offensive.

Sie kam. Und zwar aus Südwest. "Hur, hur", begann es zaghaft. Um dann - deutlich Luft holend - mit „hurrhurrhuuurrrhuurrrhuuuurrrrhuuuurrrr…“ fortzufahren. Ein kräftigerer Resonanzkörper war am Werk. Bezogen auf das Blasinstrument und vermutlich auch auf den Instrumentalisten. Beide bewegten sich im großen Bogen die Tonleiter hinauf und hinab. So schien es mir zumindest. Und die Tonhöhen variierten, was vermutlich damit zusammenhing, dass der Bläser auf- und abmarschierte.

"2.000 Bläser, umspielt vom herunterrieselnden Laub der umstehenden Bäume, das sie sich liebevoll gegenseitig zupusten."Andreas Kathe, Journalist

Leider harmonierten beide Darbietungen noch nicht so recht. Und so war ich froh, dass sich aus der Nordecke der Nachbarschaft ein kräftiges "Wuuuuhhhh" meldete. Der Künstler setzte einen Kontrapunkt zu den bislang eher akkumulatorisch klingenden Tonmaschinen. Nun übernahm ein technisch ausgereifteres und motorisch vollmundig klingendes Instrument die tieferen Passagen: "wuuuuuuhhhhwuuuhhhwuuuuhhhh – huuuuu".

Das Bläserensemble lief zur Hochform auf. Deshalb entschloss ich mich, aufzustehen und ein passendes Getränk einzunehmen. Als ich in Gegenwart meiner Gattin, der besten von allen, zu einer Konzertkritik anheben wollte, kam nur der kurze Kommentar: "Reg‘ dich doch nicht auf."

Ich tat so. Und malte mir stattdessen aus, wie wundervoll sich doch ein gemeinsames Konzert aller Südoldenburger "Huit“-, Huurr"- und "Wuuh"-Bläser ausnehmen würde. Jedes Jahr Mitte November auf dem großen Platz vor der Münsterlandhalle in Cloppenburg. 2.000 Bläser, umspielt vom herunterrieselnden Laub der umstehenden Bäume, das sie sich liebevoll gegenseitig zupusten. Gleich nach dem Beifall der Massen werden dann alle Blasinstrumente vereint und dem Museumsdorf vermacht. So ein Kulturgut darf nicht uneingesammelt bleiben!


Zur Person

  • Der Journalist Andreas Kathe lebt in Dinklage.
  • Lange Jahre war er Redakteur und Redaktionsleiter der OV.
  • Den Autor erreichen Sie unter: info@ov-online.de

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