Großer Auftritt: Theater Laboratorium gastiert in Lindern
Hauptdarsteller und Chef des Figurentheaters, Pavel Möller-Lück, präsentiert eine eigene Version des Märchens "Vom Fischer und seiner Frau". Für Linderner geht mit dem Auftritt ein Traum in Erfüllung.
Im Zwiegespräch: Pavel Möller-Lück klagt dem Butt sein Leid. Foto: Wienken
"Für uns geht heute Abend ein Traum in Erfüllung, denn wir konnten das Theater Laboratorium zu uns nach Lindern holen. Schon seit Längerem haben wir uns darüber Gedanken gemacht", erklärte Stefan Schute vom Kunst- und Kulturverein. Zu den elften Linderner Kulturwochen war es dann schließlich soweit. Hauptdarsteller Pavel Möller-Lück begeisterte das Publikum in der Aula der Grund- und Oberschule mit seiner ganz eigenen Version des Märchens "Vom Fischer und seiner Frau".
Wer den Chef des Figurentheaters schon einmal erlebt hat, weiß, dass er seine Geschichten mit viel Witz und Charme interpretiert. Auch der ein oder andere Kabarett-Witz hielt Einzug in sein Spiel. "Ich komme immer gerne vom Thema ab, komme aber auch irgendwann wieder dahin zurück", kündigte der Schauspieler an. Als Herr Fischer hat er so seine Sorgen mit dem Eheleben. Er befindet sich deshalb seit einiger Zeit in Therapie in Stralsund. Montags ist Einzelgespräch, freitags Männergruppe.
Ein neues Haus: Die Frau des Fischers wünscht sich unter anderem ein mecklenburgisches Gutshaus mit 15 Zimmern. Foto: Wienken
Wie Herr Fischer berichtet, sei sein Therapeut Norbert davon überzeugt: "Wenn Ihre Frau unglücklich ist, liegt es auch an Ihnen". Denn seine Frau, die Ilse, will wohl nicht so, wie er wohl will. Sie ist unzufrieden und erwartet mehr vom Leben und der Ehe. Aus therapeutischen Gründen soll Herr Fischer daher lernen, Nein zu sagen. Denn: "In einer Ehe sind rund 80 Prozent der ausgesprochenen Jas eigentlich ein Nein", stellte der Fischer klar.
Doch eigentlich hat alles wie immer begonnen: Herr Fischer steht wie jeden Tag um 3 Uhr auf, fährt raus aufs Meer und am Abend geht es wieder zurück nach Hause. Seit 30 Jahren das gleiche Prozedere, bis eines Tages ein 20-Kilo-Butt an der Angel zappelt – der auch noch anfängt zu reden, so der Fischer. Von wegen, er sei ein verwunschener Prinz, der obendrein noch Wünsche erfüllen könne. Aber: "Schnacker wie dich ess‘ ich nicht", sagt Herr Fischer und wirft den Butt einfach zurück ins Wasser.
Als Ilse, die Frau des Fischers, das hört, fragt sie ihn, ob er sich denn im Tausch gegen die Freiheit des Fisches nichts von ihm gewünscht habe. Sie drängt ihren Mann, den Butt erneut zu rufen, um sich ein kleines Haus zu wünschen. So nimmt das Wünschen schließlich seinen Lauf: ein größeres Haus, ein Schloss und Kaiser und Papst will sie auch noch sein. Aber wo ist die Grenze?
Anhand seiner Puppen und Objekten ließ Hauptdarsteller Pavel Möller-Lück die Geschichte des Fischers und seiner Frau lebendig werden. Dabei nutzte er auch immer wieder unterhaltsame Beobachtungen aus der Gesellschaft und dem Alltag, die mit in sein Spiel flossen. So habe er zum Beispiel festgestellt, dass Wellness immer in Oasen stattfinde. Und die Musik dort sei wirklich das Schlimmste.
Daneben orientierte sich Möller-Lücks Spiel auch an aktuellen Meldungen und Ereignissen. So spielte er unter anderem auf den Sportunfall des Bundeskanzlers an: "Olaf ist heute auch zur Therapiesitzung gekommen. Er dachte sich, mit dem Zweiten sieht man besser". Mit seiner clownesken und durchaus auch therapeutischen Betrachtungsweise schaffte Pavel Möller-Lück es, das Linderner Publikum nicht nur von sich, sondern auch von der Tatsache zu überzeugen, dass ein Nein manchmal genauso wichtig wie ein Ja sein kann. Der anhaltende Applaus der Zuschauerinnen und Zuschauer belegte dies.
Mit viel Mimik im Spiel: Pavel Möller-Lück erweckt Puppe Ilse im purpurroten Mantel zum Leben. Foto: Wienken
Das neue E-Paper ist da: Mit einem deutlich besseren Lesekomfort inkl. Vorlesefunktion, täglichen Rätseln und einer Audiothek. Ab sofort erhältlich unter mein.om-online.de oder im App-Store bzw. Google-Playstore.
Das könnte Sie auch interessieren
Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen