Goldenstedter Kunsthandwerkermarkt ist bei Ausstellern beliebt
Besucher konnten unterschiedlichste Sachen wie Stickereien, Malereien, Nähereien und vieles mehr entdecken. Dabei erfuhren Kunden oft auch die spannenden Geschichten hinter den Produkten.
Roswitha Helwig kreiert aus Kieselsteinen Kunst. Das Ganze nennt sie STEIN(h)ART. Foto: Heinzel
Katrin Obiegly näht Mode für Frauen. Darunter auch Regenponchos, die Fahrradhelm oder Hochsteckfrisur sowie das Hinterteil schützen. Inspiriert wurden die Ponchos durch ihre Tochter, welche in der Fahrradstadt Oldenburg studierte und viel mit dem Rad unterwegs war. Für den Fahrradhelm von Jo-Anna Katharina boten existierende Regenjacken keine zufriedenstellende Lösung. „Ich mache da mal was“, sagte sich Katrin Obiegly. Das Ergebnis konnten jetzt Besucher des Kunsthandwerkermarktes in Goldenstedt begutachten. Katrin Obiegly ist schon mehrmals in Goldenstedt gewesen und schätzt die gute Organisation, das Sortiment und die kreative Auswahl der Hersteller.
Der Kunsthandwerkermarkt ist seit 2017 in den Räumen von Rathaus und Marienschule zu finden. Das 2-tägige Event existiert schon wesentlich länger. 1989 übernahmen Rita Böckmann und Annette Kraimer von der Ländlichen Erwachsenenbildung Niedersachsen (LEB) die Organisation. Von Anfang an hätten sie auf „hochwertiges Kunsthandwerk, gemischt mit einigen Hobbykünstlern“ gesetzt. Dabei hätten sie immer darauf geachtet, unter den 40 bis 50 Ausstellern auch solche mit außergewöhnlichen Exponaten zu haben.
„Ich gehe gerne auf andere Märkte und finde dort interessante Aussteller, die ich nach Goldenstedt einlade.“Annette Kraimer, eine der Organisatorinnen des Kunsthandwerkermarktes in Goldenstedt
Momentan gebe es einen Trend zu größeren Ständen, berichtet Annette Kraimer, daher lag die Zahl der Aussteller eher an der unteren Grenze. Sie versucht auf dem zweimal im Jahr stattfindenden Kunsthandwerkermarkt, stets ein Drittel neue Aussteller zu präsentieren. „Ich gehe gerne auf andere Märkte und finde dort interessante Aussteller, die ich nach Goldenstedt einlade“, erzählt Annette Kraimer. Hinzu komme die Mundpropaganda.
Norbert und Christoph Schippert bringen die Musik in den Senf. Mit ihrer 2006 gegründeten Früchtemanufaktur waren sie zum zweiten Mal in Goldenstedt. Foto: Heinzel
Erst zum zweiten Mal in Goldenstedt vertreten war die „Früchtemanufaktur Schippert“. 2006 gegründet, ist sie mittlerweile ein „erfolgreicher kleiner Familienbetrieb“, so Norbert Schippert. Zusammen mit seiner Frau Inge hatte er das Unternehmen in Bad Essen gegründet. Damals waren sie nahezu jedes Wochenende auf einem Markt. Heute habe sich das stark reduziert, berichtet Christoph Schippert. Ein Grund dafür sei der Onlinehandel. Europaweit sei ihr Senf nachgefragt.
Als sie mit ihrer Manufaktur starteten, war Senf zwar ein Begriff, aber meist in den Abstufungen leicht, mittel oder scharf. „Wir haben da Musik hineingebracht“, sagt Norbert Schippert, und zwar über Früchte wie Aprikosen, Pflaumen, Äpfel oder Preiselbeeren. „Das kam super an.“ Sie fühlen sich wohl in Goldenstedt: „Der Verkauf hier ist der schönste und der beste“, erzählt Norbert Schippert. Sein Sohn Christoph ergänzt: „Es ist das direkte Feedback.“
Dieser Regenponcho schützt Hochsteckfrisur und Hinterteil vor Nässe. Foto: Heinzel
Wenige Meter weiter steht Roswitha Helwig. Seit etwa 10 Jahren macht sie Kunst aus Kieselsteinen. Wie bei Katrin Obiegly war auch hier die Tochter der Auslöser für eine Kreation. Steine habe sie schon immer gesammelt. Dabei stolperte sie einmal über einen Kiesel, der wie ein Katzenkopf aussah, und da kam ihr der Gedanke, ihrer Tochter eine Freude zu machen. Sie kreierte ihr erstes Kieselsteinbild für die katzenliebende Tochter.
Von diesem Punkt an verselbstständigte sich das Ganze. „Es war ein Prozess“, sagt die Künstlerin und berichtet: „Wenn ich die Bilder herstelle, ist das mein Yoga, da vergesse ich die Zeit.“ Es ist wie ein Puzzle, denn die Steine bearbeitet sie nicht, sondern kreiert aus dem Gefundenen die Kieselsteinbilder, wobei die Steine manchmal um kleine Zeichnungen oder andere Materialien ergänzt werden.
Giesela Clausen steht im Eingangsbereich des Marktes und demonstriert das alte Handwerk des Flechtens. Sie arbeitet an diesem Wochenende an die Sitzfläche eines antiquarischen Stuhles. „Es gibt so gut wie keine mehr“, sagt sie über ihr Handwerk. Es gebe nur noch eine Schule in Deutschland, an der man Flechten erlernen könne, und zwar in Lichtenfels. Die Harpstedterin beherrscht 15 verschiedene Muster, wie etwa das Sonnen- oder Sternenmuster. „Je feiner und komplizierter das Muster, desto länger brauche ich zum Flechten“, sagt sie. In Goldenstedt schätzt sie die „tolle Organisation“ und ein „sehr freundliches, aufgeschlossenes und interessiertes Publikum“.
Giesela Clausen aus Harpstedt demonstrierte das traditionelle Handwerk des Flechtens. Foto: Heinzel