#Frauengespräche
Kolumne: Irgendwas mit # – Welche Rolle nehmen weibliche Figuren in unseren Lieblingsfilmen ein? Der Bechdel-Test liefert einen ersten Eindruck. Eine meiner Lieblingstrilogien fällt leider durch.
Carina Meyer | 03.01.2022
Kolumne: Irgendwas mit # – Welche Rolle nehmen weibliche Figuren in unseren Lieblingsfilmen ein? Der Bechdel-Test liefert einen ersten Eindruck. Eine meiner Lieblingstrilogien fällt leider durch.
Carina Meyer | 03.01.2022
Der Schriftsteller John Ronald Reuel – kurz: J.R.R. – Tolkien wurde am 3. Januar 1892 geboren. Er wäre nun also 130 Jahre alt geworden. Sein bekanntestes Werk, "Der Herr der Ringe", begeistert nach wie vor Fans auf der ganzen Welt. Nachdem Peter Jackson Anfang der 2000er Jahre die literarische Vorlage überaus erfolgreich verfilmt hatte, dürfte das der Popularität sicherlich noch einen Schub gegeben haben. Auch ich oute mich mal als Fan. Ein kleiner Wermutstropfen für mich persönlich bleibt: Die Trilogie besteht den sogenannten Bechdel-Test nicht. Dabei sind die Anforderungen im Grunde lächerlich gering. Es gilt, diese Fragen positiv zu beantworten: Kommt in dem Film mehr als eine Frau vor und haben sie einen Namen? Sprechen die Frauen miteinander? Reden die Frauen miteinander über etwas anderes als Männer? Heißt: Es reicht lediglich eine Szene, in der zwei weibliche, namentlich bekannte Figuren sich über etwas anderes unterhalten als über Männer. Sogar Klischee-Themen wie Make-up oder Schuhe reichen aus, um den Test zu bestehen. Einfach, oder? Erstellt hat diesen Katalog die Comiczeichnerin Alice Bechdel in den 1980er Jahren. Natürlich lassen die Fragen offen, ob ein Film wirklich gut oder gar feministisch ist. Aber mithilfe dieses Katalogs lassen sich Rückschlüsse auf das Rollenverständnis ziehen. Denn viele große Blockbuster bestehen diesen Test nicht: "Avatar", die alte "Star-Wars"-Trilogie, sogar der deutsche Kino-Erfolg "Lola rennt" mit seiner weiblichen Hauptfigur – die mit keiner anderen Frau spricht. Durchgefallen. Wer nun meint, dass damit Action-Filme und andere männlich assoziierten Filme automatisch durchfallen, kann eines Besseren belehrt werden: Meine Lieblingsfilmreihe von Quentin Tarantino "Kill Bill" besteht den Test. Auch die Reihe "Die Tribute von Panem" erfüllt die Kriterien des simplen Bechdel-Tests. Im Grunde sollte der Anspruch eines jeden Filmemachers sein, den Test zu bestehen. Zur Erinnerung: Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Und ein paar davon gehen sogar ins Kino – und mögen nicht ausschließlich romantische Komödien. Warum besteht "Der Herr der Ringe" den Test nicht? Wer sich grob auskennt, weiß, dass es drei starke weibliche Charaktere gibt: Galadriel, Arwen und Eowyn. Doch die drei treffen sich nie und unterhalten sich dementsprechend auch nicht miteinander. Jede von ihnen ist ausschließlich in Dialogen mit Männern zu sehen. Das mag natürlich an der literarischen Vorlage liegen. "Der Herr der Ringe" erschien in den 1950er Jahren, Tolkien galt zudem als konservativ. Fans argumentieren, dass das Roman-Setting mit seinen Gesellschaftsstrukturen an das europäische Mittelalter angelehnt sei. Welche Rolle da eine Frau zugeschrieben wurde, ist uns allen bekannt. Im Grunde will ich die Ideen von Tolkien auch gar nicht bewerten. Ich mag seine Geschichten ja. Mit der späteren Verfilmung von „Der Hobbit“ ist Regisseur Peter Jackson übrigens sowieso in die Ungnade von Tolkien-Puristen gefallen. Er lässt die Elbenfrau Tauriel auftauchen, die es in der Romanvorlage nicht gibt. Ist aber jetzt nicht so, dass sie sich groß mit anderen weiblichen Figuren unterhält. Da sich in der Filmbranche seit einiger Zeit etwas regt, was die Darstellung von Diversität angeht, bekommen die Puristen angesichts der angekündigten "Herr-der-Ringe"-Serie auch schon leichte Schnappatmung. Sie befürchten, dass das Projekt Tolkien nicht gerecht wird und der "wokeness" und "political correctness" zum Opfer fällt – also dass Frauen-Figuren größere Rollen spielen, als sie sollten, oder Figuren gar mit nicht-weißen Darstellerinnen und Darstellern besetzt werden. Vielleicht sollten wir alle einfach mal abwarten. Im September wissen wir mehr. Ich freue mich."Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Und ein paar davon gehen sogar ins Kino."Carina Meyer, Reporterin
In der Filmbranche tut sich etwas
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