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"Die Gehaltserhöhung" rückt das Individuum in den Hintergrund

Sascha Bunge von der Landesbühne Niedersachsen Nord inszenierte das Stück von Georges Perec. Seinem Ruf als absurdes Theater bleibt die Aufführung treu. Es ist, als wohne man in einem Hamsterrad.

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Die Darsteller haben bei der "Gehaltserhöhung" keine Namen mehr, sondern werden zu einer anonymen Masse. Foto: Heinzel

Die Darsteller haben bei der "Gehaltserhöhung" keine Namen mehr, sondern werden zu einer anonymen Masse. Foto: Heinzel

„Die Gehaltserhöhung“ dreht sich genau darum – um eine Gehaltserhöhung. Ein Angestellter möchte mehr Geld, scheitert mit seinem Anliegen und versucht es erneut. Das ist die Grundhandlung des Stücks von Georges Perec, das Sascha Bunge für die Landesbühne Niedersachsen Nord inszenierte. Die Zuschauer im Vechtaer Metropol-Theater spendeten am Ende der anderthalbstündigen Aufführung verhaltenen, aber andauernden Applaus.

Simon Ahlborn, Stefan Faupel, Aom Flurry, Wiktor Grduszak, Ramona Marx und Robert Zimmermann agierten auf der Bühne. Letzterer war für die verhinderte Konstanze Fischer eingesprungen. Alle trugen sie einen weißen Kegel auf dem Kopf, weiße Schminke im Gesicht und die gleiche Kleidung. Sie verschwammen als Individuen in einer eher anonymen Gruppe – wie ein mikroskopisch kleiner Teil des Unternehmens. Für den Zuschauer gab es so wenig Anknüpfungspunkte, um mit einer Figur mitzufiebern. Das rückte das Thema in den Vordergrund. Vermittelte dabei aber durch die repetitiven Elemente das Gefühl, in einem Hamsterrad gefangen zu sein oder einem unglaublich langen Experiment beizuwohnen.

Es ist ein Wechselspiel der Perspektiven – mal werden die Argumente für eine Gehaltserhöhung aufgelistet, ein anderes Mal alles, das gegen eine solche Erhöhung spricht. Daneben werden neben einer angestrebten Gehaltserhöhung viele andere Themen rund um die Arbeit angesprochen. Zeit vergeht während des Stücks, aber es ist ein grauer Alltag, der sich nur wenig unterscheidet. „Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“, heißt es im Stück. Er kann sinnbildlich für das Stück stehen. Stets das Ziel vor Augen, scheitert er kontinuierlich und beginnt seine Aufgabe von vorne. Das Thema bleibt aber stets abstrakt und erschwert die Immersion.

In seinem Gewand der Absurdität ähnelt es einem Teil der realen Arbeitswelt. Am Ende bleibt es dem Betrachter überlassen, was er von der Aufführung mitnimmt, und sei es nur die Geschichte von der fleißigsten Ameise, die am 9. Tag verspeist wird, in der Hoffnung, dass deren Arbeitseifer auf die anderen Ameisen übergehe. 

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