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Deutschländer, Türke und vor Ort verwurzelt

Ali Apaydin ist Unternehmer aus Vechta. 40 Porträts, 40 Gedanken zur Heimat, das ist die Idee der OV-Serie Heimat.Los.

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Vechta ist zurzeit meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen, hier fühle ich mich wohl, hier sind meine Freunde. Die meisten stammen auch aus der Türkei, mit den anderen bin ich in Vechta zur Schule gegangen. Mein Vater kam als Gastarbeiter nach Deutschland. Zuerst hat er im Goldenstedter Moor gearbeitet, später in Vechta. Dann hat er mich, meine Mutter und meine große Schwester nachgeholt. Zwei Jahre war ich alt. Aufgewachsen bin ich also in Vechta, habe vom Kindergarten bis zu den Handelslehranstalten die Schulen durchlebt. Als Ausländer habe ich mich nie gefühlt, weil ich von meinen Mitschülern glücklicherweise auch nicht so behandelt wurde. Mein Identitätsproblem spürte ich ab dem Alter von etwa 17 Jahren. In der Türkei werden wir Deutschländer genannt und in Deutschland sind wir Türken. Da denkt man nach, wenn man erwachsen wird: Wo bin ich zuhause? Ich habe mich sehr gut integriert, aber eine starke Beziehung zur Türkei. Ich besitze die doppelte Staatsbürgerschaft. Meine Frau habe ich nachgeholt und geheiratet. 17 Jahre sind wir jetzt schon zusammen, haben drei Kinder. Alle zwei Jahre muss die Aufenthaltsgenehmigung meiner Frau erneuert werden. Deutsch spricht sie nicht so gut, kann aber alles verstehen. Durchschnittlich drei Mal im Jahr fahren wir in die Türkei – 3600 Kilometer im Auto.

Dann frage ich manchmal meine drei Kinder, wo es ihnen besser gefällt. Sie sagen, in der Türkei sei es schöner und das Essen besser. Aber unser Lebensmittelpunkt ist hier, in Vechta sind meine Wurzeln. Und von Vechta aus bin ich als Transportunternehmer tätig. Ich schätze die Auftraggeber hier. Da zählt das Wort.

Kulturell sind die Unterschiede so groß wie Tag und Nacht. Religion steht dabei im Mittelpunkt. Ich gehe regelmäßig in die Moschee zum Freitagsgebet, lebe den Ramadan und bin Vorsitzender des Vereins Aktive Bildung und Integration in Vechta. Die Religionsfreiheit in Deutschland empfinde ich als sehr positiv. Meinen Lebensabend aber werde ich in der Türkei verbringen. Allerdings werde ich regelmäßig nach Vechta pendeln.

  • Das Projekt Heimat.Los der Oldenburgischen Volkszeitung und der Katholischen Akademie Stapelfeld wird von den Volksbanken, den HGVs Vechta/Damme und der Firma Cewe unterstützt.

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