"Das Beste kommt zum Schluss!" Saxophonist Raimund Moritz war mit dem Abschluss der Mini-Tournee des Bergmann/Moritz Quintet feat. Sandra Hempel im Industriemuseum Lohne sichtlich zufrieden. Er freute sich laut eigener Aussage über ein "gelungenes Heimspiel". Nach Frankfurt und Oldenburg bildete Lohne die dritte Station, auf der die fünf Jazzer akustische Einblicke in ihre 2. gemeinsame CD gaben.
Der Lohner Musikschullehrer, der zusammen mit seinem einstigen Studienkollegen Matthias Bergmann das Ensemble gründete, hatte mit dem Auftritt an ungewohnter Stätte im Museum Neuland betreten. Es war ein Experiment, das er als gelungen ansah, zumal aus dem recht gemischten Publikum ermunternde Worte kamen, so dass eine Wiederholung im kommenden Jahr fast zwangsläufig ist.
Die Gruppe hat sich sowohl solo als auch in der jetzigen Formation bereits ein hohes musikalisches Ansehen im Modern Jazz erspielt. Sandra Hempel, ständiges Mitglied der NDR-Bigband, ist an der E-Gitarre eine kongeniale Ergänzung des Männerquartetts. Peter Schweebs brilliert am Bass und Christian Schoenefeld am Schlagzeug. Bergmann und Moritz teilen sich den Bläseranteil. Bergmann imponierte auf der Trompete mit präzisen Soli und Moritz zeigte seine Extraklasse erst auf dem Sopran-Saxophon, ehe er auf sein Standard-Saxophon umstieg.
Musiker nutzen Freiräume für beeindruckende Soli
Die 10 dargebotenen Stücke, fast ausschließlich Eigenkompositionen, zogen viele Register des Modern Jazz. Die meisten Werke gestatteten in ihrem Aufbau jedem der 5 Akteure Freiräume für Soli, die beeindruckend genutzt wurden. Was gemeinsam begann, sich musikalisch entwickelte, durchaus individuell, kam am Ende wieder harmonisch zusammen. Das galt für „24-7“ von Moritz mit großer Stimmung ebenso wie für Hempels Komposition „Flummy“, die mitreißend genau das traf, was die Künstlerin als „behaglich bis verrückt“ bezeichnete.
Begonnen hatte alles etwas swinghaft, ehe „Dance on little girl“ (von Matthias Bergmann) auch Latinoanklänge einfließen ließ. Groove-Elemente rundeten ein weiteres Spektrum des Modern Jazz ab.
Standing Ovations gibt's im Jazz nicht allzu oft
Den Besuchern gefiel es ausnehmend. Rhythmisch klatschend forderten sie die Zugabe ein. Moritz war sichtlich beeindruckt: „Jazz ist eigentlich eine kulturelle Nische in Lohne. Umso mehr bin ich überwältigt. Standing Ovations haben wir wirklich nicht oft.“ Mit dem sehr melodischen und stimmungsvollen „For the first time being“ erfüllten sie den Wunsch ihrer Zuhörern. Nun steht eine Pause an, in der ab der kommenden Woche an der Fertigstellung der 2. CD gearbeitet wird. Der Deutsche Musikrat unterstützt dieses Vorhaben im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“ mit einem Stipendium.