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Bokern-Märschendorfer Theatersaison startet mit neuem Stück und vollem Haus

Das Laienschauspielensemble des Theatervereins feierte die Premiere des Lustspiels "Mit dei Fraulüe bin ick farig". Regisseur Klaus Landsdorf blickt zuversichtlich in die kommende Spielzeit.

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Unerwarteter Besuch: Die durch Lisa (Silvia Themann) vermittelte junge Henna (Linh Nguyen, Mitte) stellt das Leben von Mathias (Florian Trimpe) und Franz (Bernd Seeger, rechts) gehörig auf den Kopf. Foto: Seelhorst

Unerwarteter Besuch: Die durch Lisa (Silvia Themann) vermittelte junge Henna (Linh Nguyen, Mitte) stellt das Leben von Mathias (Florian Trimpe) und Franz (Bernd Seeger, rechts) gehörig auf den Kopf. Foto: Seelhorst

Nach den Kräfte zehrenden Corona-Jahren startete der Theaterverein Bokern-Märschendorf am vergangenen Sonntag mit voller Kraft und Spiellaune in das neue Jahr – und das gleich mit einer Premiere. "Mit dei Fraulüe bin ick farig" lautet der Titel des Stücks, basierend auf der Komödie "Allein unter Kühen" von Cornelia Willinger. Darin kehrt Bauernsohn Mathias (Florian Trimpe) nach drei gescheiterten Beziehungen dem weiblichen Geschlecht endgültig den Rücken zu – sehr zum Leidwesen seiner Eltern Rosa (Anette Düvel) und Franz (Bernd Seeger), die dringend einen Hoferben suchen.

Durch eine geschickte List versuchen sie nun, ihrem Sohn die heiratswillige Henna aus Helsinki (Linh Nguyen) als zukünftige Ehefrau (und Pflegerin) zu vermitteln. Doch mit ihrer Ankunft bringt sie ihre ganz eigene Dynamik in die ohnehin schon chaotische Familiensituation. Wie der Titel schon vermuten lässt, wurde die Sprache gewechselt: Und so wurde das Stück  – dank der Übersetzung von Franz Josef van Koten – komplett auf Plattdeutsch vorgetragen. 

Vorfreude: Bei Kaffee und Kuchen vertreibt sich das zahlreich erschienene Publikum die Zeit bis zur Vorführung. Foto: SeelhorstVorfreude: Bei Kaffee und Kuchen vertreibt sich das zahlreich erschienene Publikum die Zeit bis zur Vorführung. Foto: Seelhorst

Nach der Corona-Pause verzeichnet der Theaterverein wieder gut besuchte Aufführungen

Nun gehört der Autor dieser Zeilen zu einer Generation, die die "Fremdsprache" Plattdeutsch zwar nie selbst erlernen und somit sprechen konnte, doch durch Familienmitglieder älterer Jahrgänge (Eltern und Großeltern) war das Platt bis heute zumindest immer so allgegenwärtig, sodass behauptet werden kann, es zumindest einigermaßen verstehen zu können. Nun ist es natürlich spannend herauszufinden, ob auch ein "Kind der Neuzeit" ohne ausgeprägte Sprachkenntnisse in Bokern-Märschendorf auf seine Kosten kommen kann.

Das zahlreich erschienene Publikum zeugte schon mal von einer gewissen Erwartungshaltung. In zwei mächtigen Tischreihen versammelten sich im Schützenhaus um die 150 Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und warteten bei Kaffee und Kuchen darauf, dass sich der Vorhang öffnen sollte. 

Schauspiel überzeugte mit bissigem Humor und großer Leidenschaft 

Etwaige Bedenken des Reporters haben sich bereits nach den ersten Dialogzeilen zwischen den Eheleuten Düvel und Seeger sowie Trimpe und seiner 3. Verflossenen Maria (Claudia Seidel) in Luft aufgelöst. Körpersprache, Sprechweise generell und auch das stimmige Set sorgten dafür, dass man der Handlung nicht nur gut folgen konnte, sondern auch sofort mit in das Geschehen hineingezogen wurde.

Nie wieder Frauen: Mathias (Florian Trimpe, links) genießt sein Single-Dasein. Sehr zum Leidtragen seiner Eltern Rosa und Franz (Anette Düvel und Bernd Seeger). Foto: SeelhorstNie wieder Frauen: Mathias (Florian Trimpe, links) genießt sein Single-Dasein. Sehr zum Leidtragen seiner Eltern Rosa und Franz (Anette Düvel und Bernd Seeger). Foto: Seelhorst

Durchbrochen war jede Sprachbarriere, die bissigen Dialogen und dem verbalen Schlagabtausch der verschiedenen Figuren wich, die dank der weichen und netten Klang-Eigenschaften des Plattdeutschen trotzdem nie wie Angriffe unter die Gürtellinie wirkten – obwohl manchmal genau das der Fall war. 

Das Platt verleiht dem Stück seinen ganz eigenen Charme

Festgehalten werden kann, dass alle Schauspieler einen grandiosen Job gemacht haben – ob der selbstsichere Mathias mit seinem Machogehabe und weichem Kern, seine ulkigen Eltern oder auch seine neue "Geliebte" Henna. Auch die Nebenrollen, darunter Jürgen Berding, Silvia Themann, Claudia Seidel und Marita Herzog, standen ihnen in nichts nach. "Ich bin super zufrieden", freute sich Regisseur Klaus Landsdorf, der 2011 als Darsteller angefangen hat, über die Resonanz.

"Die Leute haben einen super Job gemacht." Ein besonderes Lob gehe dabei an Bernd Seeger, der mit seinen 76 Jahren noch immer tatkräftig dabei ist. Es sei toll zu sehen, wie das begeisterte Publikum die Schauspieler auf der Bühne mit Energie versorge. Nun ist Landsdorf gespannt auf die Abendvorstellungen. Dort sei auch vermehrt junges Publikum anzutreffen – zu dem sich der Autor dieser Zeilen ab jetzt auch zählen wird.


  • Info: Karten können telefonisch unter 04442/806431 oder online bestellt werden.

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