Zum Jahreskonzert hatten mehrere Musiker ihren ersten großen Auftritt. Als Überraschung für Ex-Dirigent Alexander Malinowski kamen auch viele Ehemalige mit Instrument in die Sporthalle.
Stilvoll: In festliche Garderobe hatten sich die Musiker des Blasorchesters für das Jahreskonzert gewandet. Foto: Vorwerk
Es war ein Konzertabend mit mehreren musikalischen und einem emotionalen Höhepunkt, den die rund 500 Besucher in der Emsteker Sporthalle erlebten. Alexander Malinowski, 20 Jahre lang Dirigent des Jugendblasorchesters, hatte sich in der Corona-Zwangspause still und leise vom Dirigentenpult verabschiedet, als Vorstufenorchester und JBO verschmolzen wurden. Das entspricht seiner bescheidenen Art, wird aber nicht seiner Arbeit gerecht, die er über 2 Jahrzehnte geleistet hat.
"2 Jahrzehnte, das sind viele Proben, viele Auftritte und viele Kreismusikfeste, die teilweise auch gewonnen wurden", sagte Anke Lau, die das Dirigat übernommen hat. Und das sind zahlreiche junge Menschen, denen er die Musik näher gebracht hat. "Einige sind immer noch dabei, andere hat es an entfernte Orte verschlagen und wieder andere haben mittlerweile Kinder, die selber schon Musik machen", so Lau weiter. Und viele von den Ehemaligen hatte der Verein als Überraschung zusammengetrommelt.
Sieger: Tabea Averbeck (von links), Dirigentin Anke Lau und Bennett Büssing überreichten Lena Kümmel den Hauptgewinn, ein Privat-Konzert des JBO. Foto: Vorwerk
Sie nahmen auf der großen Bühne Platz und Anke Lau übergab noch einmal den Taktstock an Alexander Malinowski. So schnell, wie er auf dem Podest stand, war er nach den letzten Noten von "Latin Band Parade" auch wieder verschwunden. Den Applaus überlies er in gewohnter Zurückhaltung den Musikern.
Überraschung ging ans Herz
"Ich bin, wie ihr wisst, ein richtig harter Kerl", kommentierte Thorsten Meyer, Dirigent des Blasorchesters, den Auftritt. "Aber hier kamen mir fast die Tränen, so sehr geht es zu Herzen." Ohne die von Malinowski geleistete Arbeit würde es das Blasorchester heute so nicht geben, unterstrich Meyer die Bedeutung dessen Wirkens.
Zukunftssorgen müssen sich die Musiker auch weiterhin nicht machen, denn die Nachwuchsarbeit trägt reiche Frucht. Mit "Pirates of the Caribbean"; "Forget you" und "Highlights from the Jungel Book" sowie der Zugabe "Happy" demonstrierte das JBO sein können und versetzte die Leiterin ins Schwärmen: "Das war mega, ich bin richtig stolz auf euch."
Noch einmal wie früher: Anke Lauf überreichte den Dirigentenstab an Alexander Malinowski. Foto: Vorwerk
"Vive la France" war der Abend überschrieben und entsprechend hatte Meyer das Programm zusammengestellt. "Bonaparte" von Otto M. Schwarz machte den Anfang. Ein Stück, das in der Wertungsstufe 5 verortet und entsprechend anspruchsvoll ist. Es zeichne das Leben des Feldherrn und Kaisers mit Erfolgen und Niederlagen nach, inklusive einer musikalischen Interpretation der Völkerschlacht bei Leipzig. Darf man einen Kampf, dem 92.000 Menschen zum Opfer fielen, vertonen? Meyer: "Diese Stelle ist so dissonant, dass es Anti-Kriegs-Musik ist. Musik, die wir in diesen Tagen wieder brauchen können."
An guten Solisten mangelte es dem Blasorchester nicht und dies nicht nur an den Instrumenten. Nadine Kleefeld, von Thorsten Meyer gerne als Allzweckwaffe bezeichnet, ist den regelmäßigen Gästen auch als Sängerin vertraut und dass sie darüber hinaus der französischen Sprache zugetan ist, bewies sie an diesem Sonntag gleich bei 2 Gelegenheiten. "On my Own" und "Aux Champs-Elysées" verlieh sie einen besonderen Glanz.
"Das Phantom der Oper" als Höhepunkt des 2. Teils
"Das Phantom der Oper" von Andrew Lloyd Webber, gemessen an der Zahl der Aufführungen das weltweit erfolgreichste Musical, bezeichnete Meyer als schwerstes Stück des 2. Teils. Viele Jahre zuvor war dies auch für den Dirigenten eine Bewährungsprobe, denn mit dieser Musical-Melodie hatte er sich im Vorspiel die Eintrittskarte zum Marinemusikkorps in Wilhelmshaven gelöst.
Eintrittskarten für das kommende Jahr wurden am Sonntag ebenfalls vergeben. Vier Tickets für das Jahreskonzert 2024 waren der 3. Platz der Lotterie, die das Jugendorchester zur Unterstützung der eigenen Arbeit ins Leben gerufen hatte. Franzi Kühling nahm die Billets entgegen. Als Ehrengast darf dann Josef Hülsmann in Begleitung die Musik aus der ersten Reihe erleben und den Hauptgewinn zog Lena Kümmel. Das Jugendblasorchester gibt bei ihr ein Privat-Konzert, zu dem sie Freunde und Nachbarn einladen darf.
Für die Musiker könnte das ein besonderer Ausflug werden, denn die junge Frau ist nur für eine Stippvisite im Oldenburger Münsterland. Ihr eigentlicher Wohnort liegt im Saarland. Ein paar Monate weilt sie aber noch in Vechta und so könnte sich vielleicht auch dort eine Gelegenheit ergeben.