Auf den Spuren der Ureinwohner Neuseelands
Seit 2006 widmet Martin Gier sich der Holzkunst. Mittlerweile besitzt er ein eigenes Atelier. Er hat sich auf einer ganz besonderen Reise inspirieren lassen.
Torben Kessen | 02.04.2021
Seit 2006 widmet Martin Gier sich der Holzkunst. Mittlerweile besitzt er ein eigenes Atelier. Er hat sich auf einer ganz besonderen Reise inspirieren lassen.
Torben Kessen | 02.04.2021
Nur eine seiner unzähligen Kunstwerke: Martin Gier mit seiner Skulptur "Bewegung" aus Eichenholz. Foto: Kessen
"Ich habe schon immer viel mit der Kettensäge gearbeitet", verrät Martin Gier aus Lohne. Ob im eigenen Garten oder im Beruf, Gier wusste mit der Säge umzugehen. "Irgendwann habe ich mal damit angefangen, etwas in das Holz reinzuschneiden. Das hat ganz gut geklappt", lacht der 55-Jährige. Über die Jahre ist die Holzkunst zu seiner größten Leidenschaft geworden. Passend dazu besitzt der Lohner mittlerweile ein eigenes Atelier. "2006 habe ich angefangen, mich für die Holzkunst zu interessieren", berichtet Gier. Ein Jahr darauf habe er die Möglichkeit bekommen, Eindrücke der Holzkunst in Neuseeland zu gewinnen: "Ein Bekannter hat eine Weltreise gemacht und war gerade vor Ort." Über ihn sei der Kontakt zu einigen Ureinwohnern entstanden, mit denen Gier dann 5 Wochen lang nahe der Stadt Christchurch zusammenarbeiten konnte. "Das war eine unglaubliche Erfahrung, da wurde mir richtig gezeigt, was man mit Holz alles machen kann", erinnert sich Gier. Eine Sache ist dem Lohner ganz besonders aufgefallen: "Die Ureinwohner dort schätzen das Holz viel mehr als wir, die würden zum Beispiel nie einen Baum fällen, um daraus ein Kunstwerk zu machen." Zurück in Deutschland, entschloss sich Gier die Holzkunst professioneller zu betreiben. Dafür mietete er eine Halle in Vechta an und arbeitete an seinen Skulpturen. "Ich bin dann auf verschiedene Ausstellungen gefahren und habe meine Werke angeboten", sagt Gier. Während er zunächst viel im Landkreis Vechta unterwegs war, haben ihn seine Reisen später unter anderem nach Dortmund oder Hamburg geführt. Auch international war der 55-Jährige schon vertreten: 2015 nahm er an einer Ausstellung in Lohnes französischer Partnerstadt Riexheim teil. Zu seiner Arbeitsweise sagt Gier: "Ich brauche meine Ruhe, deswegen arbeite ich am liebsten allein." Dann könne er sich richtig auf seine Arbeit einlassen: "Wenn ich anfange, weiß ich noch nicht, was ich machen will. Die Ideen entstehen erst beim Sägen, aber dann kommen sie automatisch." Für Gier ist eine Sache besonders wichtig: "Beim Arbeiten muss man locker sein, mit Druck geht es nicht." In Sachen Material hat er übrigens einige Einstellungen der Ureinwohner Neuseelands übernommen: "Ich verwende nur einheimische Hölzer wie zum Beispiel Eiche oder von Obstbäumen", erzählt Gier. "Und ich fälle für mein Material keine Bäume." Das Holz erhalte er durch Kontakte zu Förstern oder Unternehmen, die Holz übrig hätten. Nachdem Gier durch die Ausstellungen immer bekannter wurde, eröffnete der Familienvater 2010 ein Verkaufsgeschäft in der Lohner Innenstadt. "Das habe ich 2013 aufgegeben und ein Jahr später ein Atelier in Lohne angemietet", so Gier. Dort ist er bis heute jeden Freitag zu finden, an den anderen Tagen geht er noch seinem normalen Beruf nach. Seine Skulpturen verkauft er weltweit an Unternehmen und Privatleute, das meiste werde nach Sichtung seiner Skulpturen im Atelier erworben. "Aber auch Anfertigungen nach Auftrag sind möglich", betont Gier. Dann würde er seine Skulptur der Räumlichkeit anpassen, in der sein Werk später Platz finden soll. "Am liebsten schaffe ich weiche und abstrakte Formen", sagt Gier. Sowohl die Grob- als auch die Feinarbeit erledigt der Lohner mit der Kettensäge. Danach folgen Schleifarbeiten mit einer Maschine. "Am Ende wird immer noch per Hand nachgeschliffen, damit es auch wirklich glatt ist." Zu allerletzt werden die Skulpturen, die alles Unikate sind, noch geölt: "Dadurch sticht die Maserung des Holzes noch mehr hervor", weiß Gier. Pro Skulptur benötigt der Künstler nach eigener Aussage ungefähr 30 Stunden. "Ich möchte die Holzkunst am liebsten hauptberuflich machen", wünscht sich Gier. "Wegen der Pandemie bin ich aber froh es noch nicht gemacht zu haben, es finden ja momentan gar keine Ausstellungen statt." Für die Zukunft sei er aber generell positiv eingestellt: "Ich weiß natürlich nicht, wie es nach Corona weitergeht, aber ich glaube dann geht es richtig ab." Es mache ihm einfach "richtig Spaß" und seine Frau unterstütze ihn auch "super": "Ich bin schon so weit fortgeschritten, ich kann mit der Holzkunst gar nicht mehr aufhören."Ausstellungen in Hamburg, Dortmund und Frankreich
"Wenn ich anfange, weiß ich noch nicht, was ich machen will. Die Ideen entstehen erst beim Sägen, aber dann kommen sie automatisch"Martin Gier, Holzkünstler aus Lohne
Martin Gier betreibt seit 2014 eigenes Atelier
Gier "Holzkunst am liebsten hauptberuflich machen"
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