Der Frage nach Sterben, Tod und Trauer, insbesondere inwieweit der Mensch über ein Leben entscheiden darf, wenn jemand im Wachkoma liegt und kein Wiedererwachen zu erwarten ist, geht die Kinderbuchautorin Nina Weger in ihrem Buch nach "Als mein Bruder ein Wal wurde".
Der Hospizverein Dinklage hatte gemeinsam mit der Buchhandlung Thalia aus Anlass des Welthospiztages die in Hannover lebende Schriftstellerin zu einer Lesung in die Scheune von Bussjahns Hof eingeladen. Um die 60 Zuhörerinnen und Zuhörer ließen sich von den Personen der Geschichte Belas faszinieren, dessen großer Bruder durch einen Unfall ins Wachkoma gefallen war.
Der Junge lebt in der Hoffnung, dass Julius wieder aufwacht und gesund wird. Bela hat die Vorstellung, dass Julius wie ein Wal unten in den dunklen Tiefen des Meeres abgetaucht ist, der zum Luftholen immer wieder wieder an die Oberfläche kommt. Von diesen Gedanken leitet sich der Titel des Buches ab, erklärte Nina Weger.
Autorin scheint beim Lesen die Geschichte nochmal selbst zu erleben
Beim Lesen scheint die Autorin die Geschichte selbst zu erleben. Es ist zu bemerken, dass sie bei ihren Recherchen mit vielen betroffenen Eltern, Geschwistern und Personen über deren leidvolle Erfahrungen gesprochen hat. Nina Weger versteht es, jeder Figur mit ihrem eigenen Erleben eine Stimme zu verleihen und lässt das Gelesene für die Zuhörer lebendig werden. So zieht sie das Publikum in ihren Bann, das gespannt zugehört hat.
Als nach zwei Jahren Julius ohne Hoffnung auf Besserung seines Zustandes nach Hause entlassen wird, spitzt sich die Lage zu. Die Frage des Hausarztes, ob er Julius im Falle einer Lungenentzündung behandeln soll, stürzt die Familie in eine Krise. Es stellt sich die Frage, ob es richtig ist, über das Leben eines anderen zu bestimmen. Diese Entscheidung zu treffen, belastet die Familie sehr, niemand gibt eine Antwort.
Martha, Belas Freundin, ist die Einzige, mit der er darüber sprechen kann. Es stellt sich die Frage nach Gott. Warum lässt er zu, dass solche Unfälle passieren, wie Julius ihn erleben musste? Da niemand eine schlüssige Antwort gibt, entschließen sich beide, den Papst zu fragen. Um eine Antwort zu finden und die Familie zu retten, begeben sie sich mit ihrem Ersparten und einer entwendeten Kreditkarte in ein Abenteuer.
Weger will Menschen nicht alleine lassen und stattdessen Denkanstöße geben
Nina Weger, Tochter einer Pastorenfamilie, hat die Sprachlosigkeit unserer Gesellschaft, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, dazu gebracht, dieses Thema aufzugreifen. Sie will die Menschen damit nicht allein lassen und durch die Weitergabe von Erfahrungen Betroffener Gedankenanstöße geben, sagte sie in der sich anschließenden Diskussion. In Zeiten von Krankheit und bevorstehenden Tod hätten gerade Kinder ein feines Gespür dafür, was Wahrheit und Ehrlichkeit und was Beschönigung ist. In der Sprache muss man Bilder finden, um jedem Kind in jedem Alter in der Konfrontation mit Krankheit und Tod einer nahestehenden Person Hilfe zu geben, damit umzugehen. Das sei ein Grund gewesen dieses Buch zu schreiben. Sie wolle Mut machen, mit Kindern zu sprechen und ihnen Möglichkeiten zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.